Sonnenblumenkerne | [English version] |
Inhaltsverzeichnis |
Allgemein: | ||
Informationen zur Ware | ||
Verpackung | ||
Transport | ||
Containerfähigkeit | ||
Ladungssicherung |
Informationen zur Ware
Warenname
Deutsch | Sonnenblumenkerne |
Englisch | Sunflower seed |
Französisch | Graine de tournesol |
Spanisch | Pipa de Girasol |
Wissenschaftlich | Helianthus annuus |
KN/HS-Nummer * | 1206 00 ff. |
(* Kombinierte Nomenklatur / Harmonisiertes System der EU)
Warenbeschreibung
Sonnenblumenkerne sind die kegelförmigen Früchte der Sonnenblume (Helianthus annuus), gehören zur Familie der Korbblütler (Compositae) und sind ca. 7,5…17 mm lang, 9 mm breit und 2…2,5 mm dick. Typische Eigenschaften sind des weiteren ihr sehr leichtes Gewicht und die weiße, schwarze oder weiß-schwarz gestreifte Färbung.
Die Sonnenblume stammt aus Amerika, vermutlich aus Mexiko oder Peru. Sie ist ein einjähriger, bis zu 3 m hoher Korbblütler, der braune Röhrenblüten und gelbe Strahlenblüten aufweist. Die Frucht- und Samenschale sind zu einer harten Hülle verwachsen, die den Keimling schützt.
Abbildung 1 |
Es gibt geschälte und ungeschälte Sonnenblumenkerne. Bei Seetransporten begegnet man meist ungeschälter Ware, da geschälte Sonnenblumenkerne sehr leicht durch Mikroorganismen zerstört werden.
Ölgehalt:
19…57% [1] | |
> 20% [11] |
Qualität / Lagerdauer
Die günstigste Verschiffungszeit liegt meist kurz nach der Ernte; daher sollte vor Ladebeginn das Erntejahr in Erfahrung gebracht werden, um überalterte Ware zu vermeiden.
Verwendungszweck
Sonnenblumenkerne werden zu Sonnenblumenöl verarbeitet oder als Tierfutter verwendet. Außerdem werden sie zur Grünfuttererzeugung und als Zierpflanze angebaut.
Abbildungen
(Durch Anklicken der Abbildungen werden diese vergrößert dargestellt.)
Abbildung 2 |
Abbildung 3 |
Herkunftsländer
Die hier aufgeführte Tabelle stellt nur eine Auswahl der wichtigsten Herkunftsländer dar und ist nicht als vollständig zu bezeichnen.
Europa | Südeuropa |
Afrika | |
Asien | |
Amerika | Südamerika |
Australien |
Zurück zum Anfang
Verpackung
Sonnenblumenkerne werden als Schüttgut oder auch als Massenstückgut in Säcken aus gewebten Naturmaterialien (z.B. Jute) oder Kunststoff-Gewebesäcke transportiert.
Markierung von Verpackungen | ||
Vor Nässe schützen |
Keine Handhaken verwenden |
Vor Hitze (Sonneneinstrahlung) schützen |
Zurück zum Anfang
Transport
Symbole
Stückgut |
Schüttgut |
Verkehrsmittel
Schiff, Lkw, Bahn
Containerfähigkeit
Ventilierter Container (Kaffeecontainer), wenn die Untergrenzen des Wassergehaltes von Ware, Verpackung und Containerboden sowie des Ölgehalts der Ware eingehalten werden.
Umschlag
Bei feuchtem Wetter (Regen, Schnee) muss die Ladung vor Feuchtigkeit geschützt werden, da dies zu Schimmel, Verderb und Selbsterwärmung infolge erhöhter Atmungsaktivität führen kann.
Hand- und Stauhaken dürfen beim Umschlag gesackter Ware nicht verwendet werden, da sie punktförmig belasten und somit Beschädigungen an den Säcken verursachen. Teller- bzw. Sackhaken bilden aufgrund ihrer Form Flächenlasten und sind daher besser für den Umschlag von Säcken geeignet.
Staumaß
3,00 m³/t (Jutesäcke, 41 kg) [1] | |
2,79…3,07 m³/t (Säcke) [11] | |
2,19…2,50 m³/t (in "Bulk") [11] |
Stauplatzanforderungen
Kühl, trocken, gute Lüftung
Separation
Fasertauwerk, dünne Fasernetze
Ladungssicherung
Gesackte Ware ist im Transportmittel so zu stauen und zu sichern, dass sie während des Transports nicht verrutschen und ihre Lage verändern kann. Die Packstücke dürfen nicht durch andere Gegenstände oder Ladungsteile beschädigt werden, um Mengenverluste und Qualitätsminderungen zu vermeiden.
Beim Seetransport von Schüttgut ist der "Code of Safe Practice for Solid Bulk Cargoes" der IMO (International Maritime Organization) zu beachten.
Zurück zum Anfang
Risikofaktoren und Schadenverhütung
RF Temperatur
Sonnenblumenkerne erfordern eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VII) (Lagerklima-Kondition).
Günstiger Reisetemperaturbereich: 5…25°C [1]
Temperaturen > 30°C sollten nicht längere Zeit andauern, da dann die Atmung der Ware gefördert wird und es zur Selbsterhitzung kommen kann. Nicht in der Nähe von Wärmequellen stauen, vor allem nicht über beheizten Doppelbodentanks.
Zurück zum Anfang
RF Feuchte
Sonnenblumenkerne erfordern eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VII) (Lagerklima-Kondition).
Bezeichnung | Feuchte/Wassergehalt | Quelle |
Relative Luftfeuchte | 70% | [1] |
Wassergehalt | 7,0…9,5% | [1] |
7,0% (geschälte Ware) | [3] | |
9,5% (ungeschälte Ware) | [3] | |
Oberste Gleichgewichtsfeuchte | 65% | [1] |
Sonnenblumenkerne sind vor jeglicher Feuchtigkeit (See-, Regen-, Kondenswasser) zu schützen, da Feuchte die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung fördert, die dann infolge erhöhter Atmung zur Selbsterhitzung führt.
Die Sorptionsisotherme für Sonnenblumenkerne zeigt, dass sie bei einem Wassergehalt von 7…9,5% mit 60…72% rel. Luftfeuchte im Gleichgewicht stehen. Es kann durch Feuchte zur Verschimmelung kommen.
Abbildung 4 |
Zurück zum Anfang
RF Lüftung
Sonnenblumenkerne erfordern eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VII) (Lagerklima-Kondition).
Empfohlene Lüftungs-Kondition: Luftwechsel mindestens 10fach/h (Durchlüftung)
Es wird empfohlen, Gräben zu stauen, um ggf. durch geeignete Lüftungsmaßnahmen Wasserdampf und Wärmemengen abführen zu können.
Zurück zum Anfang
RF Biotische Aktivität
Sonnenblumenkerne besitzen eine biotische Aktivität 2. Ordnung.
Sie gehören zu den lebenden Organen, bei denen die Respirationsprozesse überwiegen, weil durch Trennung von der Mutterpflanze die Zufuhr neuer Nährstoffe fehlt.
Durch den Fettabbau über den Vorgang der hydrolytisch-enzymatischen Fettspaltung besteht eine erhöhte Gefahr, dass sich die Ware selbst erhitzt und es letztendlich zu einem Ladungsbrand kommen kann.
Zurück zum Anfang
RF Gase
Auch nach der Ernte laufen in den Sonnenblumenkernen noch Stoffwechselprozesse ab. Sie nehmen Sauerstoff auf und scheiden Kohlendioxid (CO2) wieder aus.
Durch die Atmung sind im Laderaum/Container lebensgefährliche CO2-Konzentrationen (MAK-Wert: 0,49 Vol.-%) bzw. O2-Mangel möglich. Daher vor Betreten des Laderaumes diesen lüften und eine Gasmessung durchführen.
Zurück zum Anfang
RF Selbsterhitzung / -entzündung
Ölgehalt:
19…57% [1] | |
> 20% [11] |
Sonnenblumenkerne neigen von allen Ölsaaten am leichtesten zur Selbsterhitzung. Insbesondere bei frischer Ware kann es sogar zur Selbstentzündung kommen. Der hohe Ölgehalt in Verbindung mit dem hohen Rohfaseranteil von 25,6% erklärt die besonders starke Neigung zur Selbsterhitzung.
Aufgrund ihrer Neigung zur Selbsterhitzung können sich Sonnenblumenkerne wie ein Stoff der Klasse 4.2 des IMDG-Code verhalten. Siehe auch IMO Code of Safe Practice for Solid Bulk Cargoes.
Der Fettabbau von Ölsaaten und -früchten führt zur Gefahr der Selbsterhitzung und in letzter Konsequenz zum Ladungsbrand.
Der Fettabbau kann wie folgt ablaufen:
über die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung oder | |
über die oxidative Fettspaltung |
Hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung:
Wird der kritische Wassergehalt der Sonnenblumenkerne überschritten, fördert dies die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung. Durch den erhöhten Wassergehalt werden die fettspaltenden Enzyme aktiviert. Die zusätzliche Einwirkung von Licht und Wärme kann diesen Vorgang beschleunigen. Die freien Fettsäuren haben teilweise einen unangenehmen Geruch und Geschmack. Bei längerer Lagerung oder unsachgemäßer Ladungspflege führen diese zum Ranzigwerden der Ware.
Die gebildeten freien Fettsäuren werden von den Sonnenblumenkernen zu Kohlendioxid und Wasser veratmet, womit eine starke Wärmeentwicklung verbunden ist.
Die Selbsterhitzung von Sonnenblumenkernen verläuft äußerst stürmisch, weil die Veratmung der Fettsäuren mit wesentlich höheren Wärmeentwicklungen verbunden ist, als dies bei der Atmungsgleichung für Kohlenhydrate der Fall ist. Auch hier verläuft der Verderbprozess ähnlich wie beim Getreide in einer Art Kettenreaktion, weil durch die veratmeten Fettsäuren Wärme und Wasser gebildet werden, die wiederum zur Steigerung des Prozesses beitragen.
Für die Selbsterhitzung von Sonnenblumenkernen genügt schon ein kleiner Feuchteherd, so dass bereits innerhalb weniger Stunden an feuchten Stellen eine Erhitzung eintreten kann, für die bei verschiffungstrockener Ware Wochen und Monate erforderlich wären.
Frische Sonnenblumenkerne mit einem hohen Wassergehalt neigen rasch zur Selbsterhitzung und können sich auch entzünden. Die Selbsterhitzung von Sonnenblumenkernen führt nicht nur zur Gebrauchswertminderung dieser Ware (ranziger Geruch und Geschmack), sie beeinflusst auch die Ölausbeute in quantitativer und qualitativer Hinsicht. Zusätzlich werden auch die Farbe und Bleichbarkeit der Öle negativ beeinflusst. Das dabei gewonnene Öl bewirkt eine schwierigere Raffination der Rohöle im späteren Verarbeitungsgang, weil ein höherer Gehalt an freien Fettsäuren die Entfärbung wesentlich erschwert.
Die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung sowie die Atmung können durch niedrige Temperaturen eingeschränkt werden; dies ist während des Transportes jedoch nur in begrenztem Maße beeinflussbar. Man muss daher versuchen, die Lagerfestigkeit durch Einhaltung der Grenzwerte des Wassergehalts der Ware zu gewährleisten.
Oxidative Fettspaltung:
Luftsauerstoff ist ein häufiger Reaktionspartner von Lebensmittelbestandteilen bei Verderbsreaktionen. Unter gleichzeitiger Mithilfe von Licht, Wärme und bestimmten Fettbegleitstoffen, eventuell auch Schwermetallspuren, erfolgt eine Anlagerung von Luftsauerstoff an ungesättigte Fettsäuren. Das Ranzigwerden als Folge der oxidativen Fettspaltung macht sich besonders bei geschälten Sonnenblumenkernen bemerkbar, weil sie durch das Schälen in besonderem Maße dem Luftsauerstoff, aber auch den Eisenteilen des Schiffes oder den Containerwänden ausgesetzt sind, wenn keine sorgfältige Abmattung vorgenommen wird. Sonnenblumenkerne sind daher unbedingt dunkel zu lagern und vor Sauerstoff und Metallteilen zu schützen, da sonst Braunfärbung sowie ranziger Geruch und Geschmack als Folgeerscheinung auftreten.
Zurück zum Anfang
RF Geruch
Aktivverhalten | Sonnenblumenkerne besitzen einen ganz leicht angenehmen Geruch. |
Passivverhalten | Sonnenblumenkerne sind empfindlich gegenüber unangenehmen und/oder stechenden Gerüchen. |
Zurück zum Anfang
RF Verunreinigung
Aktivverhalten | Bedingt durch den hohen Ölgehalt der Ware, entstehen häufig dunkle
Fettflecken auf den Säcken, die daher nicht mit verunreinigungsempfindlichen Waren, wie
z.B. Ballengut, Teekisten, Marmor u.a.m., in Berührung kommen dürfen. Auch dürfen Sonnenblumenkerne in Säcken nicht mit Fasern oder Faserstoffen zusammengestaut werden, da ölgetränkte Fasern Selbsterhitzungsvorgänge beschleunigen. Oft enthalten Sonnenblumenkerne auch einen hohen Anteil an feinem Staub oder Sand. |
Passivverhalten | Sonnenblumenkerne sind empfindlich gegenüber Schmutz, Fetten und Ölen. Die Laderäume bzw. Container müssen vor der Beladung entsprechend sauber und hygienisch einwandfrei sein. |
Zurück zum Anfang
RF Mechanische Einflüsse
Punktförmige Belastungen durch z. B. Stau- und Handhaken können zu Beschädigungen an Säcken (Sackriss) und somit zu Mengenverlusten führen. Daher sind Teller- bzw. Sackhaken einzusetzen, die aufgrund ihrer Form die Last verteilen und das Beschädigungsrisiko vermindern.
Zurück zum Anfang
RF Toxizität / Gesundheitsgefährdung
Durch die Atmung sind im Laderaum/Container lebensgefährliche CO2-Konzentrationen (MAK-Wert: 0,49 Vol.-%) bzw. O2-Mangel möglich. Daher vor Betreten des Laderaumes diesen lüften und eine Gasmessung durchführen.
Zurück zum Anfang
RF Schwund / Abhandenkommen
Durch aufgerissene Säcke kann es zu geringfügigen Mengenverlusten kommen.
Zurück zum Anfang
RF Schädlingsbefall / Krankheiten
Typische Schädlinge an Ölsaaten/ -früchten sind z.B. Erdnussplattkäfer, Erdnusssamenkäfer, Getreideplattkäfer, Reismehlkäfer, Mehlmotte, Dörrobstmotte und Milben, die zu Wertminderungen und Masseverlusten führen können.
Zurück zum Anfang