Baumwollsaat [English version]

Inhaltsverzeichnis

Allgemein:
Informationen zur Ware
Verpackung
Transport
  Containerfähigkeit
  Ladungssicherung


Risikofaktoren und Schadenverhütung:
Temperatur Geruch
Feuchte Verunreinigung
Lüftung Mechanische Einflüsse
Biotische Aktivität Toxizität /  Gesundheitsgefährdung
Gase Schwund / Abhandenkommen
Selbsterhitzung / -entzündung Schädlingsbefall / Krankheiten




Informationen zur Ware

Warenname

Deutsch Baumwollsaat
Englisch Cotton seed
Französisch Graine de Coton
Spanisch Simiente de Algodón
Wissenschaftlich Gossypium spec.
KN/HS-Nummer * 1207 20 ff.


(* Kombinierte Nomenklatur / Harmonisiertes System der EU)



Warenbeschreibung

Baumwollsaat sind die ölhaltigen Samen des Baumwollstrauches. Sie gehören zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae).

Unterschieden wird nach weißer und schwarzer Baumwollsaat, die besonders in der Neigung zur Selbsterhitzung differieren. Während bei der schwarzen Saat das Risiko als eher gering zu bezeichnen ist, ist die Gefahr bei den weißen Samen aufgrund des Sorptionsverhaltens, d.h. die Aufnahmefähigkeit von Wasserdampf, entschieden größer. Hervorgerufen wird das unterschiedliche Sorptionsverhalten durch Wollfasern, die an den weißen Samen anhaften, an den schwarzen jedoch nicht.

Ölgehalt: 18,0…26,0% [1]


Qualität / Lagerdauer

Baumwollsaat sollte kurz nach der Ernte verschifft werden. Um überalterte Ware zu vermeiden, muss vor Ladebeginn das Erntejahr in Erfahrung gebracht werden.


Verwendungszweck

Baumwollsamen dienen zur Ölgewinnung und als Saatgut.


Abbildung

(Durch Anklicken der Abbildung wird diese vergrößert dargestellt.)

Foto Samenkapsel

Abbildung 1



Herkunftsländer

Die hier aufgeführte Tabelle stellt nur eine Auswahl der wichtigsten Herkunftsländer dar und ist nicht als vollständig zu bezeichnen.

Europa  
Afrika Ägypten, Angola, Kenia, Sudan
Asien Indien
Amerika Brasilien, Peru, El Salvador
Australien  


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Verpackung

Baumwollsaat wird als Schüttgut oder auch als Massenstückgut in Säcken aus gewebten Naturmaterialien (z.B. Jute) oder Kunststoff-Gewebesäcke transportiert.

Markierung von Verpackungen
Mark07.gif (2224 Byte)

Vor Nässe schützen
Mark02.gif (2816 Byte)

Keine Handhaken
verwenden
Mark04.gif (3269 Byte)

Vor Hitze
(Sonneneinstrahlung)
schützen


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Transport

Symbole

Symbol Stückgut

Stückgut


Schüttgut



Verkehrsmittel

Schiff, Lkw, Bahn


Containerfähigkeit

Ventilierter Container (Kaffeecontainer), wenn die Untergrenzen des Wassergehaltes von Ware, Verpackung und Containerboden sowie des Ölgehalts der Ware eingehalten werden.


Umschlag

Bei feuchtem Wetter (Regen, Schnee) muss die Ladung vor Feuchtigkeit geschützt werden, da dies zu Schimmel, Verderb und Selbsterwärmung infolge erhöhter Atmungsaktivität führen kann. 

Hand- und Stauhaken dürfen beim Umschlag gesackter Ware nicht verwendet werden, da sie punktförmig belasten und somit Beschädigungen an den Säcken verursachen. Teller- bzw. Sackhaken bilden aufgrund ihrer Form Flächenlasten und sind daher besser für den Umschlag von Säcken geeignet.


Staumaß

1,90 m³/t (Säcke aus Jutegewebe, 55 kg) [1]
2,23…2,51 m³/t (Säcke) [11]



Stauplatzanforderungen

Kühl, trocken, gute Lüftung


Separation

Fasertauwerk, dünne Fasernetze


Ladungssicherung

Gesackte Ware ist im Transportmittel so zu stauen und zu sichern, dass sie während des Transports nicht verrutschen und ihre Lage verändern kann. Die Packstücke dürfen nicht durch andere Gegenstände oder Ladungsteile beschädigt werden, um Mengenverluste und Qualitätsminderungen zu vermeiden.

Beim Seetransport von Schüttgut ist der "Code of Safe Practice for Solid Bulk Cargoes" der IMO (International Maritime Organization) zu beachten.


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Risikofaktoren und Schadenverhütung

RF Temperatur

Baumwollsaat erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VII) (Lagerklima-Kondition).

Günstiger Reisetemperaturbereich: 5…25°C [1]

Temperaturen > 30°C sollten nicht längere Zeit andauern, da dann die Atmung der Ware gefördert wird und es zur Selbsterhitzung kommen kann. Die Ware sollte nicht in der Nähe von Wärmequellen gestaut werden.


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RF Feuchte

Baumwollsaat erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VII) (Lagerklima-Kondition).

Bezeichnung Feuchte/Wassergehalt Quelle
Relative Luftfeuchte 70% [1]
Wassergehalt 10% [1]
Oberste Gleichgewichtsfeuchte 65% [1]


Baumwollsaat ist vor jeglicher Feuchtigkeit (See-, Regen-, Kondenswasser) zu schützen, da Feuchte die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung fördert, die dann infolge erhöhter Atmung zur Selbsterhitzung führt. 

Die Sorptionsisotherme zeigt, dass bei einem Wassergehalt von 10% bereits eine Gleichgewichtsfeuchte von 75%, d.h. die Schimmelgrenze, erreicht ist.

Sorptionsisotherme

Abbildung 2



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RF Lüftung

Baumwollsaat erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und Lüftungs-Kondition (LK VII) (Lagerklima-Kondition).

Empfohlene Lüftungs-Kondition: Luftwechsel mindestens 10fach/h (Durchlüftung)

Es wird empfohlen, Gräben zu stauen, um ggf. durch geeignete Lüftungsmaßnahmen Wasserdampf und Wärmemengen abführen zu können.


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RF Biotische Aktivität

Baumwollsaat besitzt eine biotische Aktivität 2. Ordnung.

Sie gehört zu den lebenden Organen, bei denen die Respirationsprozesse überwiegen, weil durch Trennung von der Mutterpflanze die Zufuhr neuer Nährstoffe fehlt.

Durch den Fettabbau über den Vorgang der hydrolytisch-enzymatischen Fettspaltung besteht eine erhöhte Gefahr, dass sich die Ware selbst erhitzt und es letztendlich zu einem Ladungsbrand kommen kann.


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RF Gase

Auch nach der Ernte laufen in der Baumwollsaat noch Stoffwechselprozesse ab. Die Baumwollsamen nehmen Sauerstoff auf und scheiden Kohlendioxid (CO2) wieder aus.

Durch die Atmung sind im Laderaum/Container lebensgefährliche CO2-Konzentrationen (MAK-Wert: 0,49 Vol.-%) bzw. O2-Mangel möglich. Daher vor Betreten des Laderaumes diesen lüften und eine Gasmessung durchführen.


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RF Selbsterhitzung / -entzündung

Ölgehalt: 18,0…26,0% [1]

Der Ölgehalt von Baumwollsaat fördert, besonders wenn noch Baumwollfasern an den Samen haften oder die Ware bei feuchtem Wetter übernommen wurde, die Neigung zur Selbsterhitzung.

Wegen ihrer Neigung zur Selbsterhitzung/Selbstentzündung kann sich Baumwollsaat wie ein Stoff der Klasse 4.2 des IMDG-Code verhalten. Siehe auch IMO-Code of Safe Practice for Solid Bulk Cargoes.

Der Fettabbau von Baumwollsaat führt zur Gefahr der Selbsterhitzung und in letzter Konsequenz zum Ladungsbrand.

Der Fettabbau kann wie folgt ablaufen:

über die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung oder
über die oxidative Fettspaltung


Hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung:

Wird der kritische Wassergehalt (10,0%) von Baumwollsaat überschritten, fördert dies die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung. Durch den erhöhten Wassergehalt werden die fettspaltenden Enzyme aktiviert. Die zusätzliche Einwirkung von Licht und Wärme kann diesen Vorgang beschleunigen. Die freien Fettsäuren haben teilweise einen unangenehmen Geruch und Geschmack. Bei längerer Lagerung oder unsachgemäßer Ladungspflege führen diese zum Ranzigwerden der Ware.

Die gebildeten freien Fettsäuren werden von Baumwollsaat zu Kohlendioxid und Wasser veratmet, womit eine starke Wärmeentwicklung verbunden ist.

Die Selbsterhitzung von Baumwollsaat verläuft äußerst stürmisch, weil die Veratmung der Fettsäuren mit wesentlich höheren Wärmeentwicklungen verbunden ist, als dies bei der Atmungsgleichung für Kohlenhydrate der Fall ist. Auch hier verläuft der Verderbprozess ähnlich wie beim Getreide in einer Art Kettenreaktion, weil durch die veratmeten Fettsäuren Wärme und Wasser gebildet werden, die wiederum zur Steigerung des Prozesses beitragen.

Für die Selbsterhitzung von Baumwollsaat genügt schon ein kleiner Feuchteherd, so dass bereits innerhalb weniger Stunden an feuchten Stellen eine Erhitzung eintreten kann, für die bei verschiffungstrockener Ware Wochen und Monate erforderlich wären.

Frische Baumwollsaat mit einem hohen Feuchtegehalt neigt rasch zur Selbsterhitzung und kann sich auch entzünden. Die Selbsterhitzung von Baumwollsaat führt nicht nur zur Gebrauchswertminderung dieser Ware (ranziger Geruch und Geschmack), sie beeinflusst auch die Ölausbeute in quantitativer und qualitativer Hinsicht. Durch Selbsterhitzung von Baumwollsaat kann die Ausbeute der Ölmühlen von 43 auf 21% absinken. Zusätzlich werden auch die Farbe und Bleichbarkeit der Öle negativ beeinflusst. Das dabei gewonnene Öl bewirkt eine schwierigere Raffination der Rohöle im späteren Verarbeitungsgang, weil ein höherer Gehalt an freien Fettsäuren die Entfärbung wesentlich erschwert.

Die hydrolytisch-enzymatische Fettspaltung sowie die Atmung können durch niedrige Temperaturen eingeschränkt werden; dies ist während des Transportes jedoch nur in begrenztem Maße beeinflussbar. Man muss daher versuchen, die Lagerfestigkeit durch Einhaltung der Grenzwerte des Wassergehalts der Ware zu gewährleisten.


Oxidative Fettspaltung:

Luftsauerstoff ist ein häufiger Reaktionspartner von Lebensmittelbestandteilen bei Verderbsreaktionen. Unter gleichzeitiger Mithilfe von Licht, Wärme und bestimmten Fettbegleitstoffen, eventuell auch Schwermetallspuren, erfolgt eine Anlagerung von Luftsauerstoff an ungesättigte Fettsäuren. Baumwollsaat ist daher unbedingt dunkel zu lagern und vor Sauerstoff und Metallteilen zu schützen, da sonst Braunfärbung sowie ranziger Geruch und Geschmack als Folgeerscheinung auftreten.

Eine lange Lagerung kann den Ölgehalt beeinflussen, weil der Gehalt an freien Fettsäuren ansteigt.


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RF Geruch

Aktivverhalten Baumwollsaat besitzt einen ganz leicht angenehmen Geruch.
Passivverhalten Baumwollsaat ist empfindlich gegenüber starkem Fremdgeruch.



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RF Verunreinigung

Aktivverhalten Bedingt durch den hohen Ölgehalt der Ware, entstehen häufig dunkle Fettflecken auf den Säcken, die daher nicht mit verunreinigungsempfindlichen Waren, wie z.B. Ballengut, Teekisten, Marmor u.a.m., in Berührung kommen dürfen.

Auch dürfen Baumwollsamen in Säcken nicht mit Fasern oder Faserstoffen zusammengestaut werden, da ölgetränkte Fasern Selbsterhitzungsvorgänge beschleunigen.

Zusätzlich besteht die Gefahr der Verunreinigung anderer Waren durch Staubentwicklung.
Passivverhalten Baumwollsamen sind empfindlich gegenüber Schmutz, Fetten und Ölen. Die Laderäume bzw. Container müssen vor der Beladung entsprechend sauber und hygienisch einwandfrei sein.



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RF Mechanische Einflüsse

Punktförmige Belastungen durch z. B. Stau- und Handhaken können zu Beschädigungen an Säcken (Sackriss) und somit zu Mengenverlusten führen. Daher sind Teller- bzw. Sackhaken einzusetzen, die aufgrund ihrer Form die Last verteilen und das Beschädigungsrisiko vermindern.


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RF Toxizität / Gesundheitsgefährdung

Durch die Atmung sind im Laderaum/Container lebensgefährliche CO2-Konzentrationen (MAK-Wert: 0,49 Vol.-%) bzw. O2-Mangel möglich. Daher vor Betreten des Laderaumes diesen lüften und eine Gasmessung durchführen.


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RF Schwund / Abhandenkommen

Durch aufgerissene oder mehrmals verwendete Säcke kann es zu geringfügigen Mengenverlusten kommen.


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RF Schädlingsbefall / Krankheiten

Typische Schädlinge an Ölsaaten/ -früchten sind z.B. Erdnussplattkäfer, Erdnusssamenkäfer, Getreideplattkäfer, Reismehlkäfer, Mehlmilbe, Dörrobstmotte und Milben, die zu Wertminderungen und Masseverlusten führen können.


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