Ramie [English version]

Inhaltsverzeichnis

Allgemein:
Informationen zur Ware
Verpackung
Transport
  Containerfähigkeit
  Ladungssicherung


Risikofaktoren und Schadenverhütung:
Temperatur Geruch
Feuchte Verunreinigung
Lüftung Mechanische Einflüsse
Biotische Aktivität Toxizität /  Gesundheitsgefährdung
Gase Schwund / Abhandenkommen
Selbsterhitzung / -entzündung Schädlingsbefall / Krankheiten




Informationen zur Ware

Warenname

Deutsch Ramie
Englisch Ramie
Französisch Ramie
Spanisch Ramie
Wissenschaftlich Boehmeria nivea und Boehmeria viridis
KN/HS-Nummer * 5305 9 ff.


(* Kombinierte Nomenklatur / Harmonisiertes System der EU)



Warenbeschreibung

Ramie gehört zu den Fasern/Faserstoffen, die wie folgt unterschieden werden [24]:

Pflanzenhaare:

Samenhaare der Baumwolle
Fruchthaare des Kapokbaums


Stängelfasern zweikeimblättriger Pflanzen (Weichfasern):

Lein, Ramie (feine Spinnfasern)
Hanf, Jute, Kenaf (grobe Spinnfasern)


Blattfasern (Hartfasern):

Sisal, Manilahanf, Palmfasern (schlechte Spinneigenschaften)


Bast:

Linde, Raphiapalme, Weide


Flechtmaterial:

Kokosfaser, Peddigrohr, Halfa, Piassava, Esparto


Ramie gehört zu den pflanzlichen Naturfaserstoffen der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) und wie Flachs zu den Weichfasern.

Die Ramie (Boehmeria nivea und Boehmeria viridis), die als älteste Kulturpflanze Ostasiens gilt, wird besonders in Indonesien, China, Japan und Indien angebaut.

Aufgrund ihres Ursprungs wird sie auch als Indische Nessel, Chinahanf oder Chinabast bezeichnet. Sie gelangt entweder als Rohramie (Chinagras) oder als aufgeschlossene (durch Kochen in wässriger Lösung), d. h. degummierte Ramie, zum Transport.

Aus dem Ramiestrauch werden fingerdicke 1…2 m lange Ruten gewonnen, deren Fasern nicht durch Rösten gelöst werden können. Die Ruten werden der Länge nach aufgespaltet, und die Rinde wird vom Holzkörper getrennt. In der Rinde befinden sich die Faserbündel. Die bis zu 2 m langen Rohfasern werden getrocknet, chemisch aufgeschlossen und so spinnfähige Fasern gewonnen.


Qualität / Lagerdauer

Ramie ist eine sehr feine, weiche, aber feste (festeste Naturfaser), und daher wertvolle Spinnfaser. Sie ist reinweiß und glänzend.

Durch die Eigenschaft, selbst unter Einfluss von Luft und Wasser nicht zu verrotten, ist sie eine der wichtigsten Pflanzenfasern. So wurden z. B. in alten Pharaonengräbern kaum beschädigte Kleidungsstücke gefunden.

Aus China werden drei Qualitätsstufen unterschieden:

"Yenkong": höchste Qualität
"Wuchang": mittlere Qualität
"Poochie": geringste Qualität


Gut aufbereitete Ramie besteht zu 99…99,5% aus Zellulose, insbesondere enthält sie kein Lignin (Holzbestandteil).

Bei Einhaltung der entsprechenden Temperatur- und Feuchtebedingungen stellt die Lagerdauer keine Restriktion bezüglich der Transport- und Lagerfähigkeit dar.


Verwendungszweck

Ramie ist eine sehr wertvolle Spinnfaser und wird zur Herstellung von Fischnetzen, technischen Zwirnen, Filtertüchern, Wäsche-, Anzug- (Tropenkleidung) und Futterstoffen, Spitzen sowie für die Papierproduktion verwendet. Bei der Herstellung von Damast und Batist wird häufig auch Seide zugemischt.


Abbildung

(Durch Anklicken der einzelnen Abbildungen werden diese vergrößert dargestellt.)

Zeichnung Ramie

Abbildung 1


Abbildung 2



Herkunftsländer

Die hier aufgeführte Tabelle stellt nur eine Auswahl der wichtigsten Herkunftsländer dar und ist nicht als vollständig zu bezeichnen.

Europa Südeuropa
Afrika Afrika
Asien China, Japan, Indien, Philippinen
Amerika Brasilien, USA
Australien  


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Verpackung

Ramie wird in gepressten und ungepressten Ballen transportiert, deren Gewicht je nach Pressung 300…400 kg beträgt.

Rohramie wird meistens unverpackt versendet, aufgeschlossene Ramie dagegen in Jutegewebe verpackt. Zum besseren Halt werden die Ballen mit Bandeisen umreift.

Markierung von Verpackungen
Mark07.gif (2224 Byte)

Vor Nässe schützen
Mark02.gif (2816 Byte)

Keine Handhaken verwenden
Mark04.gif (3269 Byte)

Vor Hitze (Sonneneinstrahlung)
schützen


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Transport

Symbole

Symbol Klasse 4.2

Selbstentzündlich,
Klasse 4.2 IMDG-Code
Symbol Klasse 4.1

Feuergefährlich
(entzündbare feste Stoffe),
Klasse 4.1 IMDG-Code
Symbol Stückgut

Stückgut



Verkehrsmittel

Schiff, Lkw, Bahn


Containerfähigkeit

Standard-Container unter Einhaltung des Wassergehalts von Ware, Verpackung und Wegerung


Umschlag

Bei feuchtem Wetter (Regen, Schnee) muss die Ladung vor Feuchtigkeit geschützt werden, da Ramie stark hygroskopisch ist und gerne Feuchtigkeit aufnimmt und auch wieder abgibt. Sie kann bis zu 20% Wasserdampf aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Verrostete Bandeisen verunreinigen Fasern und mindern ihren Wert.

Beim Umschlag dürfen keine Handhaken verwendet werden, da es zur Funkenbildung kommen kann, wenn der Haken auf Metallgegenstände trifft.

Des Weiteren gilt während des Umschlags absolutes Rauchverbot!


Staumaß

2,27…2,41 m3/t (Ballen, ungepresst) [1]
2,37…2,41 m3/t (Ballen, ungepresst) [1]
1,42…1,56 m3/t (Ballen, gepresst) [1]
2,23…2,37 m3/t (Ballen, ungepresst) [11]
1,39…1,53 m3/t (Ballen, gepresst) [11]


Stauplatzanforderungen

Kühl, trocken


Separation

Fasertauwerk, dünne Netze aus Fasern


Ladungssicherung

Die Ladung ist so zu sichern, dass die Ballen bzw. die Umreifung nicht beschädigt werden. Unbeschädigte Umreifungen sind die Voraussetzung, um die Pressung der Ballen während des Transports beizubehalten. Ist sie zerstört, lockert sich die Pressung, was gleichzeitig eine erhöhte Sauerstoffzufuhr ins Innere der Ballen zur Folge hat. Dies fördert wiederum die Gefahr der Entzündung oder unterstützt ein bereits entstandenes Feuer. Durch das Platzen oder Aneinanderreiben der Bandeisen und Drähte kann es zur Funkenbildung und Fremdentzündung kommen.


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Risikofaktoren und Schadenverhütung

RF Temperatur

Ramie erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Günstiger Reisetemperaturbereich: unbegrenzt…25°C

Ramie ist entfernt von Wärmequellen zu stauen.

In jedem Laderaum sollte die Möglichkeit für Temperaturmessungen geschaffen werden. Es sind tägliche Messungen durchzuführen und zu protokollieren.


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RF Feuchte

Ramie erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Bezeichnung Feuchte/Wassergehalt Quelle
Relative Luftfeuchte 65% [1]
Wassergehalt 7,5…12% [1]
Oberste Gleichgewichtsfeuchte 65% [1]


Ramie reagiert stark hygroskopisch (Hygroskopizität). Sie muss vor See-, Regen- und Kondenswasser sowie vor zu hohen relativen Luftfeuchten geschützt werden, da es durch das Quellungsvermögen der Faser zu Beschädigungen an den Laderäumen kommen kann. Sie absorbiert Wasserdampf leicht und schnell und gibt ihn auch schnell wieder ab. Sie kann bis zu 20% Wasserdampf aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Außerdem ist ein Verrosten der Bandeisen zu vermeiden.

Degummierte Ramie verrottet nicht so leicht, da sie keine pektinartigen Substanzen enthält.


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RF Lüftung

Ramie erfordert eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) (Lagerklima-Kondition).

Wenn die Ware im verschiffungstrockenen Zustand verladen wird, stellt sie keine besonderen Ansprüche an die Lüftung.

Problematisch wird es, wenn Ware, Verpackung und/oder Wegerung zu feucht sind. Dann sollte wie folgt gelüftet werden:

Luftwechsel 10fach/h (Durchlüftung)

Da Ramie sehr gerne Sauerstoff absorbiert, muss vor Betreten des Laderaumes dieser gelüftet und gegebenenfalls eine Gasmessung durchgeführt werden, da aufgrund von Sauerstoffmangel Lebensgefahr bestehen kann.


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RF Biotische Aktivität

Ramie besitzt eine biotische Aktivität 3. Ordnung.

Sie gehört zu den Waren mit unterbrochenen Respirationsprozessen, bei denen jedoch weiterhin biochemische, mikrobielle u. a. Zersetzungsprozesse ablaufen.


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RF Gase

Ramie absorbiert sehr gerne Sauerstoff. Daher kann es in geschlossenen Laderäumen und Containern zu Sauerstoffmangel kommen. Vor Betreten der Laderäume sind diese zu lüften, und eine Gasmessung ist gegebenenfalls durchzuführen.

Der Anstieg des CO2– und CO-Gehalts ist ein Indikator für einen Ladungsbrand. Der MAK-Wert der Laderaumluft liegt bei 0,49 Vol.-%. Infolge des sauerstoffreichen Lumens (Hohlraum in der Faser) brennen die Ballen oft wochenlang, ohne entdeckt zu werden.


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RF Selbsterhitzung / -entzündung

Ramie wird nach IMDG-Code in die Klasse 4.1 (Entzündbare feste Stoffe) eingruppiert. Sie kann sich aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften und negativer äußerer Einflüsse (siehe unten) aber auch wie ein Stoff der Klasse 4.2 (Selbstentzündliche Stoffe) nach IMDG-Code bzw. GGVS verhalten.

Durch den hohen Zellulosegehalt ist Ramie durch Fremdentzündung feuergefährdet. Daher ist sie auf jeden Fall vor Funken, Feuer, offenem Licht und glimmenden Zigaretten zu schützen. Es gilt absolutes Rauchverbot! Funken können durch Platzen oder Aneinanderreiben des Bandeisens (auch im Laderaum bzw. Container durch mangelhafte Ladungssicherung) entstehen und einen Ladungsbrand verursachen. Gemäß IMDG-Code sollten die Lüfteröffnungen, die zum Laderaum führen, mit funkensicherem Drahtgewebe versehen sein.

Ramie ist entfernt von tierischen und pflanzlichen Fetten/Ölen, Ölsaaten und -früchten, Kopra und Schmutzwolle zu stauen, da ölgetränkte Fasern einen Ladungsbrand begünstigen.

Die Brandbekämpfung ist am günstigsten mit CO2 oder mit Schaum durchzuführen. Es ist sehr schwierig, das Feuer wegen des Sauerstoffüberschusses der Faser, die das Feuer von innen her unterhält, zu löschen. Bei der Brandbekämpfung die Bandeisen nicht sprengen bzw. die Ballen nicht aufschlagen, da durch die Lockerung der Pressung eine erhöhte Sauerstoffzufuhr entsteht und das Feuer nicht wirksam bekämpft werden kann.

Die Brandbekämpfung darf nicht mit Wasser durchgeführt werden, da es aufgrund des Quellungsvermögens zu Beschädigungen an den Laderäumen kommen kann.


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RF Geruch

Aktivverhalten Ramie ist geruchsneutral.
Passivverhalten Ramie ist gegenüber unangenehmem oder stechendem Geruch empfindlich.



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RF Verunreinigung

Aktivverhalten Ramie ist nicht verunreinigend.
Passivverhalten Ramie ist empfindlich gegenüber Verunreinigungen durch Staub, Schmutz, Fette/Öle und Rost sowie ölhaltigen Waren, wie Ölsaaten/-früchten, Kopra, Schmutzwolle u.a.m., da ölgetränkte Fasern Selbsterhitzung/Ladungsbrand begünstigen. Daher müssen die Laderäume bzw. Container entsprechend sauber und hygienisch einwandfrei sein. Die Verunreinigung durch Rost kann u. a. durch rostige Bandeisen entstehen. Da der Rost den Spinnprozess behindert, stellt dies eine Wertminderung dar.



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RF Mechanische Einflüsse

Es ist darauf zu achten, dass durch mechanische Einflüsse keine Beschädigungen an den Umreifungen entstehen, was eine Erhöhung der Brandgefahr infolge Lockerung der Pressung des Ballens und erhöhter Sauerstoffzufuhr zur Folge hat. Handhaken dürfen nicht verwendet werden.


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RF Toxizität / Gesundheitsgefährdung

Da Ramie stark sauerstoffabsorbierend ist, kann es im Laderaum bzw. Container zu lebensgefährlichem Sauerstoffmangel kommen. Daher ist vor Betreten des Laderaums dieser zu lüften und gegebenenfalls eine Gasmessung durchzuführen. Der MAK-Wert der CO2-Konzentration liegt bei 0,49 Vol.-%.


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RF Schwund / Abhandenkommen

Durch das Vermögen, leicht Wasserdampf aufzunehmen und abzugeben, kann es zu Masseverlusten kommen.

Infolge nicht deutlich markierter Ballen kann es zu Mengenverlusten aufgrund von Fehl- und Falschauslieferungen kommen.


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RF Schädlingsbefall / Krankheiten

Blatt- und Stängelflecke, die zu fleckiger Faser führen, ruft der Pilz Colletotrichium boehmeriae hervor, der in Japan und Taiwan vorkommt.


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