Praktische Umsetzung
Von den Möglichkeiten der Positionierung des oder der Spannmittel werden die zwei Fälle herausgegriffen, welche nach erweiterter Berechnung die kleinsten Sicherungswirkungen erzielen. Dann befindet man sich mit den anderen Möglichkeiten immer auf der sicheren Seite. Die Ladungseinheit wird hier durch eine große Holzkiste dargestellt.
Die Möglichkeit A verwendet einen üblichen zweiteiligen Zurrgurt. Die Spannratsche sitzt in Abschnitt 1 oder 5 an einer der Unterseiten der Kiste. Bei der Möglichkeit B werden zwei lange Gurtabschnitte miteinander verbunden und die Enden in zwei Spannratschen eingeführt, die in den Abschnitten 1 und 5 sitzen.
Bild 5: Varianten A und B der Niederzurrung überbreiter Ladung
Die Gurtspannungen in den Ausgangssituationen sind bereits etwas unsicher. Wegen der Kürze der Abschnitte mit der Ratsche ist nicht zu erwarten, dass sich dort nach dem Loslassen des Hebels die auf dem Etikett des Gurts angegebene Vorspannkraft STF einstellen wird, sondern ein kleinerer Wert. Das spielt aber für das Spannungsniveau im gesamten Gurtverlauf eben wegen der Kürze der Spannabschnitte keine große Rolle, weil statistisch vor dem Loslassen des Hebels in den benachbarten langen Abschnitten größere Spannungen erreicht worden sind, als mit STF am Spannmittel zu erwarten gewesen wären.
Für die Zurrmöglichkeit A ist es deshalb berechtigt, – gegebenenfalls nach geringem Rutschen der Ladungseinheit – anzunehmen, dass sich folgende Kräfte in den beiden Endabschnitten einstellen:
Belastungsseite:
Gegenseite:
Die Sicherungswirkung des Gurts gegen weiteres Rutschen ist damit:
Bei der Zurrmöglichkeit B besteht wegen der beidseitigen Vorspannung von vornherein ein höheres Spannungsniveau im gesamten Gurtverlauf. Wegen der Kürze der Gurtabschnitte 1 und 5 gegenüber den längeren Abschnitten 2, 3 und 4 beträgt die Steigerung aber nur etwa 20%. So ergeben sich – gegebenenfalls nach geringem Rutschen der Ladungseinheit – vereinfacht folgende Kräfte in den beiden Endabschnitten:
Belastungsseite:
Gegenseite:
Die Sicherungswirkung des Gurts gegen weiteres Rutschen ist damit:
Zur einfacheren Anwendung dieser Formeln wird nachstehend eine Tabelle geliefert, aus der die Werte für c = e-μG·2·(π-α) entnommen werden können. Dabei ist der Zurrwinkel α stets der Winkel zwischen dem Endabschnitt des Gurts und der Horizontalen, wie in Bild 3 gezeigt. Das gilt auch für zylinderförmige überbreite Ladungen. Die Formeln für die Sicherungswirkungen lauten dann:
Ein Spannmittel:
Zwei Spannmittel:
Tabelle der c-Werte mit den Eingangswerten μG und Zurrwinkel α
Für die Einschätzung der Sicherungswirkung der Niederzurrung in Fahrtrichtung sollte das Ergebnis noch mit 0,9 multipliziert werden, um in Übereinstimmung mit der Norm DIN EN 12195-1:2011 zu bleiben. Ist der Zurrwinkel größer als 80°, sollte die Berechnung nach den Formeln für normalbreite Ladungen durchgeführt werden.
Die Anwendung der gezeigten Formeln wird an zwei Beispielen demonstriert.
Ein Spannmittel im Gurtabschnitt 1 oder 5:
STF = 400 daN
μ = 0,4 (Reibbeiwert zur Ladefläche)
μG = 0,2 (Reibbeiwert zwischen Gurt und Ladung)
α = 30° = 0,525 rad
Wie zu erwarten war, dominiert der Anteil der direkt wirkenden Horizontalkräfte mit 225 daN gegenüber der Reibungserhöhung von nur 108 daN.
Zwei Spannmittel in den Gurtabschnitten 1 und 5:
Wie zuvor dominiert der Anteil der direkt wirkenden Horizontalkräfte mit 270 daN gegenüber der Reibungserhöhung von nur 130 daN.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass die erweiterte Sicherungswirkung bei kleinen Winkeln α deutlich ansteigt, wenn ein größerer Reibbeiwert μG zwischen Zurrgurt und Ladung wirkt. Man nähert sich mit einem großen Reibbeiwert einer Direktsicherung.
|