4.2
Direktsicherung mit Ketten unter ungünstigen Winkeln
Dieses Fallbeispiel soll zeigen, dass eine tolerierbare
Ladungsbewegung eine ungünstige Geometrie der Ladungssicherungsanordnung so
verbessern kann, dass die Sicherung ohne Überschreitung zulässiger Belastung
möglich wird, während die konventionelle Rechnung zu einem negativen Ergebnis
gekommen ist.
Eine schwere Ladungseinheit wird vorn und hinten mit
diagonal geführten Ketten gegen Verrutschen in Längs- und Querrichtung
gesichert. Die Ketten haben ungünstigerweise sehr kleine Längskomponenten. Die
Ladungseinheit selbst steht auf flachen Holzkufen. Es wird in diesem Beispiel
ausschließlich die Sicherung gegen Verrutschen nach hinten untersucht.
Ladungsmasse m = 12 t, Abmessungen l x b x h = 4,0 x 2,3 x
2,2 m, m = 0,3
2 Ketten vorn: | X = 0,5 m, Y = 2,4 m, Z = 2,2 m; L = 3,294 m |
| LC = 30 kN, Dehnung bei LC = 1,5%, Vorspannung F0 = 1,0 kN |
Bild 18: Sicherung
des Schwerstücks gegen Verrutschen nach hinten
Die äußere Kraft wird nach den üblichen Vereinbarungen
bestimmt.
Konventionelle Bewertung der Sicherung gegen
Rutschen nach hinten:
Die Sicherung ist nach konventioneller Bewertung nicht
erfüllt mit gut 4% Defizit.
Berücksichtigung von Ladungsverschiebung:
Gestattet man Ladungsverschiebung in Längsrichtung, so
vergrößert sich die X-Komponente der beiden Ketten und damit ihre
Sicherungswirkung. Die exakte Verschiebestrecke für das Erreichen statischen
Gleichgewichts lässt sich nur mit aufwendiger Umstellung der Bilanzformel unter
Einbeziehen der Federkonstante der Ketten berechnen. Übersichtlicher wird der
Zusammenhang, wenn man die Verschiebestrecke berechnet, sie sich bei Erreichen
des LC der Ketten ergibt, und dann prüft, ob die Bilanz erfüllt wird.
Die Federkonstante der Ketten
beträgt DK = DF / DL = 30 / (3,294 × 0,015) = 607 kN/m. Bei einer
Kraftzunahmen von 1,0 kN Vorspannung auf LC = 30 kN verlängern sich die Ketten
um 29 / 607 = 0,04778 m auf 3,342 m. Dadurch wächst die X-Komponente der Ketten
auf
Die Ladungseinheit hat sich um ca. 25 cm nach hinten
verschoben. Die angepasste Bilanz lautet nun:
Die Bilanz ist erfüllt mit gut 3% Überschuss. Die
Verbesserung ist zwar nicht erheblich, aber der positive Trend ist für solche
Sicherungssituationen symptomatisch. Das statische Gleichgewicht wird bei einer
geringeren Verschiebung der Ladung erreicht werden. Allerdings hat die Ladung
im Zeitpunkt des Kräftegleichgewichts eine bestimmte Relativgeschwindigkeit zur
Ladefläche erreicht, die durch einen Sicherungskraftüberschuss abgebaut werden
muss. Diese Betrachtung führt zu einer dynamischen Analyse, die hier nicht
durchgeführt werden soll.
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