Hinweise und Risikoinformationen in der Valorenversicherung – Sicht des Versicherers auf das Risiko beim Underwriting

Vortrag von Herrn Heiko Engmann, Mannheimer Versicherung AG, Mannheim



Inhaltsverzeichnis


 Motivation

 Entstehung

 Grundlegende Fragestellungen

 Herangehensweise

 Katalogisierte Risikofaktoren und Hinweise

 Fazit







Motivation

Aktuelle Situation in der Bijouterievaloren-Versicherung (ohne GWT und Bankvaloren)
Für Kunst, Ware, Verkehrshaftung bestehen bereits Hinweise / Risikofaktoren
auf www.tis-gdv.de
Im Gegensatz zu den sonstigen, tariflich gestützten Versicherungssparten ist ein standardisiertes Arbeitsmuster nicht möglich
Es bedarf einer individuellen, komplexen Risikoanalyse, welche durch objektive Faktoren sowie individuelle Erfahrungen mit subjektiver Auslegung geprägt ist
Ziel war es, eine Grundlage für diesen Entscheidungsprozess in Form eines Katalogs von wesentlichen Risikofaktoren zu schaffen



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Entstehung

Bildung einer ad-hoc Arbeitsgruppe 2012 durch den GDV
Erarbeitung der Hinweise und Risikofaktoren in der Arbeitsgruppe
Nach Freigabe Publikation über das TIS 08/2013




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Grundlegende Fragestellungen






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Herangehensweise


Verarbeitung und Katalogisierung der vorgenannten Fragen
Bildung verschiedener Themenblöcke
Erstellung eines Leitfadens zur möglichst umfassenden Bewertung eines Risikos




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Katalogisierte Risikofaktoren und Hinweise


Versicherungsnehmer
Warenart / Risikobewertung
Risikobeurteilung / Schadenverhütung
Versicherungsumfang
Versicherungssumme / Maxima / Versicherungswert / Aufwendungen und Kosten
Deklaration der stationären Aufbewahrung und Transporte im Vertrag
Einfluss im Schadenfall / Regressmöglichkeiten


Auf die vorgenannten einzelnen Risikofaktoren und Hinweise wird im Folgenden näher eingegangen.





Versicherungsnehmer

Organisationsform ("Global Player", AG, GmbH, Einzelunternehmer…)
Unternehmenskennzahlen (Umsatz, Transportgüter, Mitarbeiteranzahl, Standorte usw.)
Betriebsbeschreibung
Stellung im Warenprozess
Vor-Versichererinformationen (u. a. bisherige Schadenfälle)
Sonstige Unternehmensinformationen (z. B. Qualitätssicherung, Sicherheitsmaßnahmen usw.)

Die Betriebsbeschreibung und die Stellung im Warenprozess sind für die Beurteilung des Risikos von großer Bedeutung. Es ist ein Unterschied, ob es sich um einen Einzelhändler oder einen Großhandel, der nur den Vertrieb übernimmt oder einen Produzenten handelt, der große Warenwerte kumuliert. Zu beachten ist auch, ob Rohstoffe verarbeitet werden, oder es sich um fertige Schmuckstücke handelt, die von einem Täter evt. schwieriger verwertet werden können.






Warenart / Risikobewertung

Zusammenstellung und Gewichtung des Sortiments – wie große ist die "Attraktivität" für einen Täter?
Roh-, Halbfertig-, Fertigprodukte (z. B. Uhrenteile oder fertige Uhren – letztere sind für Täter attraktiver)
Warenart
Marke / Einzelwerte
Handel mit Neuware oder An-/Verkauf

Die genannten Punkte erwecken unterschiedliche Begehrlichkeiten und das Interesse unterschiedlicher Tätergruppen von Gelegenheitstätern bis hin zu organisierten Banden.






Risikobeurteilung / Schadenverhütung

Subjektives Risiko
Vorschadensituation – (ggf. Bereitschaft des Kunden, an der Situation etwas zu ändern)
Risikofaktoren der Lage (Innenstadt, Stadtrand, ländliche Bereiche usw.)
Risikofaktoren bei Reisen (wo / welche Länder, wo und wie bewahrt der Handelsreisende seine Kollektion bei sich zuhause und unterwegs auf?)
Risikofaktoren bei Transporten (Versand/Bezug)


Wichtig ist die Begutachtung und Bewertung des eigentlichen Risikos vor Ort:


Mechanische Sicherungen

Außenfassade
Ist diese massiv, was für Glas ist verbaut, sind Werte von außen sichtbar?
Wertbehältnisse
Schaufensterauslage? Werden große Werte in Wertbehältnissen aufbewahrt? Sind diese qualitativ ausreichend und zertifiziert? Schlosstyp, ggf. Schlüsselverwaltung?
Schleuse (Fahrzeuge/Personen)
Vitrinen (Glasart, Verschluss) – wie schnell können diese aufgebrochen werden?
Poller (Schutz vor Einbruch mit Fahrzeugen, oft Genehmigung erforderlich)
etc.


Elektronische Sicherungen stationär

Qualität der EMA-Komponenten (EMA = Einbruchmeldeanlage)
Schutz vor Manipulation?
Qualität des EMA-Errichters
Einbruchmeldeanlage: Geistiger/materieller Verschluss/Redundanz/stiller Alarm (geistiger Verschluss meint durch Code gesichert)
BMA (Brandmeldeanlage)
Videoüberwachung – dient vor allem der Strafverfolgung
Zutrittskontrolle und -bereiche (nicht jeder Mitarbeiter muss zu jedem Raum Zutritt haben)


Elektronische Sicherungen beim Versand / Transport

GPS-Tracking (Überwachung, wo sich die Ware während des Transportes befindet)
GEO-Fencing (Festlegung, wo sich die Ware während des Transportes aufhalten darf)


Organisatorische Maßnahmen

Aufschaltung EMA / BMA
Interventions-Plan und -Zeit (Direktruf Polizei, kurze Interventionszeit!)
Schlüsselaufbewahrung
Reiseplanung (je nach Land/Region können unterschiedliche Maßnahmen nötig sein)
Mitarbeiterschulung

Alle Maßnahmen müssen immer in Abhängigkeit mit der Warenaufbewahrung bzw. -bewegung getroffen werden.



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Versicherungsumfang

Bedingungswerk
Handelt es sich z. B. um eine Warenlagerversicherung, Reiselagerversicherung oder eine Geschäftsversicherung?
Besondere Vereinbarungen
Je größer der Kunde, desto mehr Abweichungen sind zu erwarten.
Weitere Vertragsgrundlagen (Sicherungsunterlagen, EMA Atteste, Sicherungsbeschreibung von den Bescheiniger allgemein, Klauseln für Reisende mit Kfz usw.)







VSU / Maxima / VS-Wert / Aufwendungen und Kosten

Für die Bildung der Versicherungssumme ist ausschlaggebend, ob nur die eigene Ware versichert werden soll oder auch Fremdware, die auf Kommission verkauft wird. Es muss betrachtet werden, wie hoch die Bargeldbestände sind, mit welcher Art von Transportdienst welche Summen transportiert werden können. Auch für Einbruch, Diebstahl und Raub müssen Summen gefunden werden: Die "Raubsumme" bei einem Juwelier sollte den Wert des tatsächlichen Verlustpotentials berücksichtigen.

Eigen- und Fremdware, Bargeld
(Versand-)Maxima / Höchsthaftungssummen
Versicherungswert
In der Regel wird der Wiederbeschaffungswert versichert. Zu überlegen ist, ob evt. nur der Wareneinsatz versichert werden soll oder auch die Herstellungskosten.
Aufwendungen und Kosten
Hier sind auch die Kosten zur Beseitigung eines Einbruchschadens (z. B. zerstörtes Schaufenster, Eingangstür usw.) zu berücksichtigen.







Deklaration der stationären Aufbewahrung und Transporte im Vertrag

Besondere Vereinbarungen

– Abweichungen von der Vertragsgrundlage (z. B. Transportmaxima, KFZ, VS-Wert)
Vertragsinhalt

– Risikoort(e)
– Aufbewahrung in Abhängigkeit der aktuellen Geschäftstätigkeit (z. B. tagsüber/nachts)
– Aufbewahrung außerhalb des Risikoortes (bei Dritten / Messen)
– Aufbewahrung auf Reisen (Hotel/KFZ) bzw. am Domizil des Reisenden







Einfluss im Schadenfall / Regressmöglichkeiten

Was kann im eingetretenen Schadenfall getan werden?

Einfluss im Schadenfall

– Schadenminderung, Reparatur (um den nächsten Schaden zu vermeiden)
– Provisorische Sicherungsmaßnahmen – z. B. temporärer Wachschutz
– Unterstützung der Ermittlungsbehörden (z. B. Auslobung)
– Meldung an Stehlgutverzeichnisse der Hersteller (z. B. bei hochwertigen Uhren)
Regress

– Sicherung der Ursache durch Sachverständigen
  (z. B. EMA-Protokoll, wg. Haftung Errichter
– Haftungs–Durchbrechung beim Versand (grobes Organisationsverschulden)

Beispiel: Wenn die Einbruchmeldeanlage nicht auslöst, kann ggf. der Errichter in Regress genommen werden.



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Fazit


Der Leitfaden liefert viele Kriterien und Komponenten, um ein Risiko zu erfassen
Diese "objektiven" Kriterien müssen dann individuell bewertet werden, um die echte Risikoanalyse durchführen zu können
Welche Risikofaktoren zur Beurteilung herangezogen werden, hängt vom individuellen Risiko ab. Welche Faktoren mit welcher Gewichtung betrachtet werden, kann unterschiedlich sein.
Aufgrund der Kenntnis "aller" Risikofaktoren kann alleine noch keine Bewertung stattfinden, hierzu bedarf es weiterer individueller Erfahrung und Auslegung. Aber ohne diese "objektiven" Kriterien ist eine Bewertung nicht möglich.
In diesen Prozess muss zusätzlich der Blick auf aktuelle Entwicklungen und Rahmenbedingungen einfließen (z. B. Goldpreisentwicklung).
Somit handelt es sich nicht um einen statischen, sondern einen dynamischen Prozess.





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