Kausalität von Kühlschäden |
Vortrag von Herrn Jens Fuhr, Battermann und Tillery |
Inhaltsverzeichnis
Einteilung temperaturgeführter Güter |
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Problemstellung / Folgen |
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Vorgehensweisen bei einem Ortstermin |
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Mögliche Schadenursachen |
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Ausblicke und Verweis auf Diplomarbeiten im Hause B&T |
Einteilung temperaturgeführter Güter
Temperaturgeführter Güter lassen sich nach den zu fahrenden Temperaturen einteilen:
Zu den Frischwaren (0 – 4°C) gehören vornehmlich Fleisch und Geflügelfleisch.
Der Bereich +2°C bis +7°C umfasst vor allem Molkereiprodukte.
Zum Bereich +14°C bis +18°C gehören beispielsweise Schokoladenkekse.
Gefrierware wird bei -1°C bis -17,9°C transportiert. Ab -18°C handelt es sich um Tiefkühlware.
Wird Tiefkühlware vorübergehend "wärmer" als -18°C, kann dies zu einer Reduzierung der Mindesthaltbarkeit (MHD) führen, was eine Wertminderung nach sich führt, da die Partie schneller verzehrt werden muss.
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Problemstellung / Folgen
Folgende Probleme können bei einem temperaturgeführten Transport auftreten:
Nicht ausreichende bzw. keine Kühlung – z. B. durch Ausfall oder Nichteinschalten des Kühlaggregates | |
Zu starke Kühlung – z. B. durch technischen Defekt oder falsches Einstellen des Kühlaggregates | |
Keine ausreichende Luftumwälzung | |
Zusammenladeverbot diverser vegetabiler Güter – z. B. von Äpfeln und Bananen, da durch die hohe Ethylenabgabe der Äpfel die Bananen zur vorschnellen Reifung gebracht werden (Allelopathie). |
Die Folgen sind:
Qualitätsmängel bis hin zum Verderb/Schimmelbefall | |
Kälte-/Frostschäden an kälteempfindlichen Gütern | |
Verderb, trotz ausreichender Kühlung ("Ersticken" durch mangelhafte oder fehlende Luftumwälzung) |
Diese Schemazeichnungen zeigen palettisierte Staulagen. Es handelt sich um Schachteln auf Paletten – rechts passgenau und hoffentlich foliert, links eine beispielhafte Stauung in einem Container:
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Vorgehensweisen bei einem Ortstermin
Bei der Untersuchung als Havariekommissar so eines Containers oder Kühlfahrzeugs wird mit einem geeichten Stechthermometer die Temperatur an verschiedenen Pack-/Staulagen gemessen. Wichtig ist, die Warenkerntemperatur zu messen. Ein Havariekommissar darf bei der Untersuchung die Ware beschädigen und in diese hineinstechen.
In der folgenden Abbildung sind die Messpunkte rot markiert. Im Kühlcontainer oder Kühlfahrzeug wird dabei in der Reihenfolge oben – Mitte – unten gemessen. Bei Palettenware ebenfalls, zudem wird der Kern der Packlage gemessen. Dafür muss die Ware abgepackt werden.
Das Abpacken ist zeitaufwändig, daher kann eine Untersuchung mehrere Stunden dauern.
Ziel dieser Messreihenfolge ist die Feststellung des Weges der Kaltluft. Sind z. B. die oberen Packlagen warm, die mittleren kälter und unten noch kälter und der Kern der Packlagen richtig kalt, dann lässt sich daraus schließen, dass warme Luft von oben gekommen ist. Die Ursache kann ein technischer Defekt am Kühlaggregat sein.
Ist der Kern der Packlagen zu warm, oben hingegen ist es kalt, dann wurde die Ware zu warm verladen, d. h. nicht vorgekühlt.
Die weiteren Schritte beim Ortstermin sind:
Optische Warenbeschau (Verblockung, Eisbildung etc. – meist ein Hinweis auf Temperaturschwankungen) | |
ATP Zertifizierung der Fahrzeuge prüfen | |
Temperatureinstellung am Kühlaggregat gem. Vorgaben (Frachtdokumente) prüfen | |
Betriebsmodus (Start/Stopp – Dauerbetrieb) prüfen | |
Funktion Kühlaggregat prüfen | |
Richtung der Kaltluft prüfen | |
Temperaturaufzeichnung vorlegen lassen (diese liegen oftmals leider nicht vor oder "angeblich" nicht vor). Wenn in oder an der Ware vom Versender funktionstüchtige Temperaturlogger angebracht wurden, ist dies sehr hilfreich. | |
Ort der Beladung recherchieren (Kühlhaus, Plantage). War dort eine ausreichende Vorkühlung gewährleistet? | |
Transportdauer recherchieren | |
Stückgut, Teilpartie und/oder Komplettladung? | |
Rückschlüsse auf die erfolgte/nicht erfolgte Kühlung anhand des Temperaturbildes ziehen | |
Überprüfung der Rückschlüsse mit den recherchierten Daten | |
Schadenminimierende Maßnahmen |
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Mögliche Schadenursachen
Zu warme/nicht vorgekühlte Güter verladen | |
Nicht ausreichende Vorkühlung des Fahrzeuges | |
Nicht ausreichende/keine Kühlung beim Transport, z. B. bei Defekt des Kühlaggregates | |
Luftzirkulationskurzschluss – z. B. durch versehentliches Abklemmen der Kühlschläuche oder durch Staufehler | |
Unterbrochene Kühlung beim Transport – oft schalten die Fahrer das Kühlaggregat nachts ab, um ruhig schlafen zu können. | |
Zu starke Kühlung beim Transport – z. B. bei Obst oder Gemüse, wo Eisbildung schnell zu Frostschäden führt. |
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Ausblicke und Verweis auf Diplomarbeiten im Hause B&T
Ausblicke
Im Haus B&T wurden u. a. Diplomarbeiten mit diesen Themen angefertigt:
Erarbeitung eines Berechnungsmodells zur Beschreibung des Temperaturverhaltens vegetabiler Güter | |
Erarbeitung eines Informationssystems zur Analyse der Zusammenhänge von Transportschaden und Ursache im Bereich temperaturgeführter Transporte |
Die erste hier vorgestellte Diplomarbeit (Erarbeitung eines Berechnungsmodells zur Beschreibung des Temperaturverhaltens vegetabiler Güter) untersuchte das Verhalten von Obst, wenn es nicht gekühlt wird.
Mit den Ergebnissen der Diplomarbeit lassen sich Rückschlüsse auf die Temperatur der Ware zu einem früheren Zeitpunkt ziehen.
Folgende Punkte wurden untersucht:
Anforderungen an den Transport vegetabiler Güter | |
Untersuchung des Temperaturverhaltens | |
Schwachstellen der temperaturgeführten Logistik – Fehlende Warenkunde – Technische Aspekte – Einhaltung der Kühlkette |
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Rechnerischer Nachweis eines Temperaturanstiegs von vegetabilen Gütern nach Ausfall des Kühlsystems |
Die andere Diplomarbeit mit dem Thema "Erarbeitung eines Informationssystems zur Analyse der Zusammenhänge von Transportschaden und Ursache im Bereich temperaturgeführter Transporte" beinhaltete diese Untersuchungen:
Vorhandene Technologien (Fahrzeuge, Aggregate etc.) | |
Rechtliche Grundlagen | |
Erarbeitung eines Informationssystems – Informationsbeschaffung – Zusammenhang Ursache-Wirkung-Beziehungen anhand Temperaturbild |
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→ | Ablaufdiagramm Vorgehensweise Ortstermin |
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