Der Weg aus der Krise –
Sicherheitssysteme sind kein totes Kapital
Vortrag von Herrn Werner Schüßler, Lufthansa Consulting GmbH



Inhaltsverzeichnis


 Einführung

 Sicherheitsmaßnahmen

 Das Sicherheitskonzept am Flughafen Frankfurt/Main

 Empfehlungen






Einführung

Die Anschaffung und Installation von Sicherheitssystemen stellt zunächst einmal eine Investition dar, von deren Sinn eine verantwortlichen Unternehmensleitung oft erst überzeugt werden muss.

Im Jahr 1999 (vor der Einführung eines strengen Sicherheitskonzepts) lagen die Kosten für Versicherungsprämien in der Größenordnung von 10 Mio. EUR, hinzu kamen Selbstbehalte in der Größenordnung von 8 Mio. EUR. In den folgenden Jahren haben sich diese Beträge mehr als verdoppelt. Grund war nahezu auschliesslich die Zunahme von Diebstahlsschäden.

Eine Hauptursache für diese hohen Schadensosten ist die hohe monetäre Wertigkeit der als Luftfracht beförderten Güter: Mengenmäßig machen diese nur ca. 4% am Weltmarkt aus; der Warenwert dieser Güter beträgt jedoch ca. 70%.

Begründung (für den hohen Warenwertanteil):
Massengüter – wie z. B. Kohle, Stahl, Öl usw. – kommen per sè für eine Beförderung per Luft nicht in Frage. Gefolgen wird das, was teuer ist – auch zur Reduzierung der Kosten einer Zwischenfinanzierung und das, was schnell auf die jeweiligen Märkte muss. Kurzum: Güter, die hochwertig sind, die Prestige versprechen und die relativ einfach auf Graumärkten abgesetzt werden können.

Verstärkt wird diese Entwicklung noch durch die seit Ende der 90er Jahre sehr stark einsetzende Globalisierung, die auch die Beförderung von hochwertigen Halbfertigprodukten auf dem Luftweg erforderlich machte.

Damit einhergehend wurde Luftfracht auch für Kriminelle von größerem Interesse. Deren Aktivitäten dehnten sich damit auch auf bislang als "sicher" geltende geographische Regionen aus; so auf die großen Flughäfen in Europa, wie z. B. London-Heathrow, Brüssel und Frankfurt. Das Sprektrum reichte von einfach Diebstählen "im Vorübergehen" über den Diebstahl ganzen Einheiten vom Vorfeld und/oder aus den Umschlagbereichen bis hin zu bewaffneten Raubüberfällen.



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Sicherheitsmaßnahmen

Die Sicherheitsmaßnahmen, die hier in diesem Beispiel vorgestellt werden, führten bereits im ersten Jahr nach ihrer Einführung zu einem signifikanten Rückgang der Verlustschäden.




Die Terroranschläge von New York auf das World Trade Center am 11. September 2001 hatten für die Einführung von Sicherheitsmaßnahmen einen positiven Effekt, denn durch diese Anschläge wurde die Allgemeinheit für das Thema Sicherheit stark sensibilisiert. Zunächst einmal in Hinblick auf das Thema Terrorschutz, aber infolgedessen auch für andere Bereich wie z. B. den Warentransport. Zudem wurden Transportunternehmen durch die daraufhin eingeführten Sicherheitsgesetze der Regierungen gezwungen, in das Thema Sicherheit zu investieren. Maßnahmen zum Terrorschutz lassen sich dabei mit Diebstahlprävention verbinden.

In diesem Zusammenhang wurden dann Investitionen im höheren zweistelligen Millionenbereich erforderlich, begleitet von entsprechenden laufenden Kosten.




Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich Kriminalität, speziell in organisierter Form, nicht vollständig eliminieren lässt. Meist wird sie nur verdrängt und sucht sich neue bzw. andere Bereiche, wo sie tätig werden kann.

Die organisierte Kriminalität ist sehr kreativ und hatte auch am Flughafen Frankfurt das gesamte System infiltriert. In allen Bereichen – unternehmensübergreifend – waren eingeschleuste Mittäter daran beteiligt, sozusagen auf Bestellung Waren zu entwenden.

Um sowohl dieser Gewaltkriminalität als auch dem organisierten Warendiebstahl allgemein zu begegnen, wurden daraufhin Maßnahmen getroffen.

Wichtiger Grundsatz: "Be master in your own house" – sei Herr in deinem eigenen Haus.

Als Hausherr kann und muss entschieden werden, welche Maßnahmen zu treffen sind und welche (Sicherheits-)Regeln gelten.

Dazu gehört, in notwendige physische bzw. technische Sicherheitssysteme zu investieren. Das wurde am Flughafen Frankfurt getan.

Gleichzeitig muss das komplette Personal instruiert und kontrolliert werden. Dabei muss absolut konsequent vorgegangen werden – Mitarbeiter, auf die nicht 100% Verlass ist, werden fristlos gekündigt.



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Das Sicherheitskonzept am Flughafen Frankfurt/Main

Ein wichtiger Teil des Sicherheitskonzepts am Frankfurter Flughafen ist das Zwiebelschalenkonzept. Es sieht vor, dass von außen nach innen mehrere Sicherheitssysteme zur Anwendung kommen:



Dazu gehört als erste "Zwiebelschale" eine komplette Einzäunung des Flughafengeländes.

Als nächste Sicherheitsmaßnahme wurden ca. 600 Überwachungskameras mit Echtzeitübertragung installiert, deren Aufnahmen zudem aufgezeichnet werden.

Das Umschlagsgebäude wurde mit Zugangskontrollen so abgesichert, dass nur noch autorisierte Personen mit entsprechenden Ausweisen Zugang haben.

Das gesamte Dienstleistungspersonal wurde ebenfalls streng sicherheitsüberprüft. Dazu gehört u. a. auch, dass keine Vorstrafen vorliegen dürfen.

Ganz wichtig ist, dass sich die Personenkontrollen nicht nur auf den Zugang beschränken, sondern auch bei Verlassen des Gebäudes durchgeführt werden.

Ein weiterer kritischer Bereich ist der Zugang zur Rampe, d. h. die Schnittstelle zwischen Gebäude und Vorfeld, wo die Flugzeuge beladen werden. Früher war es möglich, Güter mehr oder weniger unkontrolliert per Rollwagen auf das Flugfeld zu bringen, von wo aus sie von einem Komplizen übernommen und aus dem Flughafenbereich hinausgebracht wurden.

Es wurden daraufhin in Zusammenarbeit mit dem Flughafen-Betreiber Tore installiert und Kontrollen eingeführt. Auch dieser Bereich wird zudem vollständig mit Kameras erfasst. Das Personal muss wissen, dass diese Überwachung flächendeckend ist, dass keine toten Winkel vorhanden sind und dass sämtliche Aufnahmen längerfristig gespeichert werden. Es muss nachweisbar sein, wer sich wann wo aufhält und im Extremfall einen Diebstahl begeht. Auch hier müssen ggf. rigoros bei Fehlverhalten Mitarbeiter entlassen werden. Die strengen Maßnahmen sind um so wichtiger, da derzeit aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise mit einem Anstieg der Kriminalität zu rechnen ist. Vor allem der organisierte Diebstahl in großem Stil, z. B. ganzer Paletten mit hochwertigen Gütern, schadet der gesamten Industrie.

Das gesamte Personal muss sich der permanenten Überwachung im Klaren sein. Das kann bisweilen zu Konflikten mit datenschutzrechtlichen Interessen führen, wirkt aber abschreckend und vorbeugend.

Bei der Sicherheitstechnik sollte nicht gespart werden. Niedrigauflösende, lichtschwache Kameras billiger Bauart stellen letztlich eine Sicherheitslücke dar. Es muss der bestmögliche technische Standard eingesetzt werden.

Die Speicherkapazitäten für die Kameraaufzeichnungen müssen ausreichend dimensioniert sein. Eine Vorhaltung von mindestens zwei bis besser vier Wochen ist hier notwendig, um z. B. den Verlust bzw. Diebstahl längerer Zeit gelagerter Ware nachträglich aufklären zu können. Die Kosten für entsprechende Speichermedien sind heutzutage relativ gering.

Eine Zusammenfassung der Sicherheitsmaßnahmen zeigt diese Abbildung:



Ein wichtiger Punkt ist die Sicherung von Notausgängen. Diese lassen sich häufig zu Diebstahlzwecken missbrauchen – vor allem, wenn diese im Sommer zu Lüftungszwecken geöffnet werden, was unbedingt zu verhindern ist.

Notausgänge müssen geschlossen bleiben und durch lautstarke Alarmanlagen vor unbefugtem Öffnen gesichert sein. Die Autorisation zum Abstellen der Alarmsirene muss in der Hierarchie nach oben gerückt werden, um Missbrauch zu erschweren.

Die Waren müssen entsprechend ihrer Art, ihrer Empfindlichkeit bzw. ihres Gefährdungsgrades behandelt werden. So müssen stark diebstahlgefährdete Güter, wie z. B. elektronische Konsumgüter, besser bewacht und schneller in das Flugzeug oder das Lager gebracht werden als z. B. sperrige Möbel.

Das gesamte Personal muss in die Verantwortung für die Waren genommen werden. Es darf kein Diebstahl vorkommen, nur weil sich niemand für das Gut verantwortlich gefühlt hat. Bei der Sicherheitsüberprüfung dürfen keine Kompromisse gemacht werden. Im Zweifelsfall ist es besser, die Ladung nicht auszuliefern, als das Risiko eines Diebstahls durch nicht überprüftes Personal einzugehen.

Nachlässigkeiten bei den Kontrollen durch Routine, Trägheit oder gewohnheitsmäßiges "sich-in-Sicherheit-wiegen" sind unbedingt zu vermeiden. Organisierte Kriminelle stellen sich sehr schnell auf entstehende Schwachpunkte ein und nutzen diese dann aus. Daher muss die Aufmerksamkeit des Personals kontinuierlich aufrechterhalten werden. Dies kann am besten durch Audits geschehen. Es muss zu jeder Zeit gewährleistet sein, dass sich keine unautorisierte Person in sensiblen Bereichen aufhält und dass dies auch ständig durch alle Mitarbeiter kontrolliert wird.

Verladeprozesse müssen schnell abgewickelt werden. Länger herumstehende Güter laufen Gefahr, spätestens bei der Schichtübergabe "vergessen" zu werden.

Eine Gefahr stellen gefälschte oder gestohlenen Auslieferungspapiere dar. Kriminelle "Fahrer" holen die Ware mit falschen Papieren ab und verschwinden damit. Originalpapiere können bisweilen über korrupte Sachbearbeiter oder eingeschleuste Mittäter bei Transportunternehmen beschafft und missbraucht werden.

Um diesem Missbrauch vorzubeugen, wird am Frankfurter Flughafen die Auslieferung lückenlos aufgezeichnet. Der Abholer, sein Ausweis und die Auslieferungspapiere werden zudem fotografiert.

Diese Grafik vermittelt einen Überblick über die finanziellen Vorteile solcher Sicherheitsmaßnahmen (als Beispiel für ein großen Carrier und ohne die Maßnahmen, die für die Terrorprävention implementiert werden müssen und hier aus verständlichen Gründen nicht weiter ausgeführt werden können):



Zu den zuvor bestehenden Versicherungskosten von ca. 20 Mio. EUR pro Jahr kommen Investitionskosten für Sicherheitstechnik und -maßnahmen von ca. 6 Mio. EUR. In der Folge können Versicherungskosten von ca. 20 Mio. EUR pro Jahr eingespart werden, was zu einem jährlichen Gewinn von ca. 9 Mio. EUR führt.

Diese Beispielrechnung soll nur verdeutlichen, dass sich die Investitionskosten für Sicherheit sehr schnell amortisieren.

Dieses aufgebaute Sicherheitssystem, auch Security Hubs genannt (da es insbesondere an den Schnittstellen greift), wird/wurde nach Frankfurt auch an anderen Flughäfen aufgebaut (München, Johannesburg, New York …)

Die Industrie ist am Thema Sicherheit inzwischen auch sehr interessiert.



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Empfehlungen

Standards müssen stringent eingehalten werden.

Ein Standard ähnlich der IOSA (IATA Operational Safety Audit), der sich an der TAPA (Transported Asset Protection Association) orientiert, ist wünschenswert.

Seitens der Versicherer sollten konkrete Maßnahmen vorgegeben werden.

Regelmäßige Audits und Kontrollen sind notwendig, um einen hohen Sicherheitsstandard aufrecht zu halten.






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