Case Study: DB SCHENKERsystem protect
Secured groupage all over Europe. First!
Sicherheit im Güterverkehr
Vortrag von Herrn Rob Bekking, DB Schenker



Inhaltsverzeichnis


 Einführung

 Aktuelle Situation im europäischen Landtransport

 Erwartungen des Marktes und der Kunden

 Sicherheitskomponenten im speziell gesicherten Landverkehr-Netzwerk

 Landverkehrsprodukte

 Abschließende Anmerkungen






Der Vortragende ist zuständig für den europäischen Landverkehr, insbesondere für die Netzwerkentwicklung der Firma Schenker in Europa.


Einführung

Das Netzwerk der Firma Schenker in Europa unter Beschränkung auf den Landtransport:



Schenker ist Marktführer im europäischen Landtransport mit einem Umsatz von fast 6 Mrd. Euro. Knapp 26.000 Mitarbeiter arbeiten in 720 Niederlassungen in 36 Ländern. Diese sind über Direktverkehre oder "Hub-and-Spoke" Systeme miteinander verbunden.



Seitenanfang




Aktuelle Situation im europäischen Landtransport



Nach dieser EU-Studie ist ein jährlicher Verlust von 8,2 Mrd. Euro zu verzeichnen. 60 % dieser Vorfälle passieren bei Fahrtunterbrechungen. Zudem existiert ein großes Netzwerk von Widerverkäufern gestohlener Ware (Hehlerei), was heutzutage durch Internet-Plattformen wie z. B. Ebay erleichtert wird.

Dagegen muss vorgegangen werden.



Die Anzahl der gemeldeten Fälle ist steigend, die durchschnittliche Wachstumsrate beträgt 33 %.

Aus Sicht der Firma Schenker liegen folgende Ursachen vor:

Es werden zunehmend größere Mengen diebstahlgefährdeter Waren transportiert, wie MP3-Player, Laptops, Markenkleidung und -parfüms; die Packstücke werden dabei immer kleiner und damit leichter zu stehlen. Der Wert je Packung ist größer geworden.
Die gestohlene Ware ist dadurch leichter weiterzuverkaufen, auch aufgrund der erwähnten Internet-Plattformen wie Ebay.
Die offenen Grenzen in Europa erleichtern die Mobilität der Täter.

Daher muss in Sicherheit investiert werden.

Bei folgenden Problemen besteht aus Sicht der Firma Schenker Handlungsbedarf:



Zunächst einmal gibt es keine ausreichende Anzahl an gesicherten Lkw-Parkplätzen. Diese sind für die Fahrer, die Pausen machen müssen, dringend erforderlich.

Ein weiteres Risiko stellen die bei Kriminellen beliebten "falschen" Polizeikontrollen dar. Die Täter geben sich als Polizisten aus und lotsen den Lkw an einen unbewachten Ort, um ihn bzw. die transportierte Ware dort zu stehlen. Dies betrifft viele europäische Länder. Eine Gegenmaßnahme besteht in den "Vulnerable Load Cards", eine Art Ausweis über gefährdete Ladung. Diese soll der Fahrer dem echten oder unechten Polizisten zeigen, damit dieser ihn zur Kontrolle zur nächsten Polizeidienststelle führt. Diese Methode wird in England bereits von der Polizei akzeptiert, in den meisten anderen Ländern (noch) nicht. Es gibt hier keine harmonisierte europäische Regelung.

Ein weiteres Problem liegt in der Transportkette (Supply Chain). Meistens sind die Absender die Kunden der Spediteure. Bei der Verladung beim Absender ist i. d. R. noch alles leicht überprüfbar. Auf der Transportstrecke und am Zielort bestehen jedoch Risiken. Häufig ist der Empfänger nicht bereit, an einer zügigen Entladung der Ware mitzuwirken. Hier entstehen den Fahrern am Zielort oft Wartezeiten, was eine zusätzliche Gefährdung des Fahrers bzw. des Transports darstellt. Besonders hoch ist diese Gefährdung, wenn das Fahrzeug über Nacht warten muss.

Hier fehlt es an einer Zusammenarbeit zwischen Absender und Empfänger. Dieses Problem tritt häufig bei Supermärkten, Baumärkten und anderen großen Handelszentren auf. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf, insbesondere bei diebstahlgefährdeter Ware.



Seitenanfang




Erwartungen des Marktes und der Kunden (Market demands)



Die Zunahme an Diebstählen bzw. kriminellen Vorfällen hat bereits zu einer Erhöhung der Sicherheitsstandards geführt. Die TAPA (Transported Asset Protection Association) ist hier nur ein Beispiel.

Viele Unternehmen beschließen zusätzliche Standards zu TAPA, oder unterschiedliche Standards. Das führt zu einer Unübersichtlichkeit, da der Logistiker oder Spediteur es mit vielen uneinheitlichen Standards zu tun hat. Dies macht die Sache für ihn nicht einfacher.

Diese unterschiedlichen Standards müssen synchronisiert werden.



Die Kunden und Unternehmen der Logistiker, die ihre Waren einkaufen, sind an möglichst niedrigen Frachtraten pro Frachtstück interessiert und daher an einer Konsolidierung der Fracht, d. h. dem Zusammenführen von Waren unterschiedlicher Kunden.

Gleichzeitig verlangen diese Kunden bestimmte Sicherheitsstandards. Andere Kunden verlangen diese Sicherheitsstandards nicht und möchten dafür auch nicht extra bezahlen. Werden Waren dieser beiden Kundentypen konsolidiert, entsteht ein Problem für den Logistikdienstleister: Einige Kunden haben diebstahlgefährdete Ware und wollen hohe Sicherheit, andere benötigen diese Sicherheit nicht und wollen dafür auch keine Mehrkosten tragen.

Zudem wird von den Kunden meist die volle Haftung verlangt. Dieses Thema sollte jedoch auf bilateraler Ebene zwischen Kunde und dem Dienstleister individuell verhandelt werden. Der technische Bestandteil der TAPA FSR sollte keine Anforderungen zum Thema Haftung beinhalten.

Würden nur die TAPA-Regeln gelten, wäre eine gewisse Klarheit vorhanden. Die zusätzlichen "individuellen" Sicherheitsstandards der Kunden, die diese auditieren möchten, stehen dieser Klarheit entgegen. Das erschwert ein sinnvolles und kostendeckendes Anwenden der Standards.



Seitenanfang




Sicherheitskomponenten im speziell gesicherten Landverkehr-Netzwerk

Was sind die Komponenten, die in einem Sicherheitsnetz der Firma Schenker vorhanden sind?



Schenker verfügt über ein Netzwerk mit 720 Niederlassungen, davon sind ca. 420 Stückgutniederlassungen. Bei diesen wurden sog. Minimum-Security-Standards implementiert und sie sind weitgehend miteinander verbunden.

Für die Sicherheit in diesem Netzwerk spielen drei Hauptkomponenten eine tragende Rolle:

Die physische Sicherheit (das betrifft u. a. die gesamte Fahrzeugflotte und die Terminals)
Die Informationssicherheit
Die Sicherheit im Bereich des Personals

Ein Beispiel:

Bei einem gesicherten Transport z. B. für Hersteller diebstahlgefährdeter Waren werden folgende Maßnahmen ergriffen:

Verwendung von Kofferfahrzeugen mit Türsensoren und speziellen Schlössern
Der Transport wird ständig begleitet, so dass auch der abgestellte Trailer (z. B. auf Fähren) bewacht wird
Nutzung von gesicherten Lkw-Parkplätzen
Einsatz von speziell geschulten Fahrern (davon kommen ca. 90 % von Subunternehmern, auch diese werden entsprechend geschult)
Zwei-Wege-Mobilfunkkommunikation und GPS in allen Fahrzeugen, diese wird über ein hauseigenes System überwacht (Schenker mobility) mit Verbindung zu Eurowatch



Das Schenker mobility System erkennt über die GPS-Signale den jeweiligen Standort des Fahrzeugs, bei Verlassen eines vorgegebenen Streckenkorridors wird Alarm ausgegeben. Auch die Signale der Türsensoren werden hier registriert. Dieses System kann bedarfsgerecht konfiguriert werden. Alle Vorfälle werden an Eurowatch gemeldet.



Bisher gibt es einen großen Mangel an gesicherten Lkw-Parkplätze in Europa. Die größeren Spediteure habe sich vor einigen Jahren zusammengetan und geeignete Parkplätze in einer Karte zusammengestellt.

Die EU hat hier aus unserer Sicht bisher zu wenig getan. Die bisherigen Projekte SETPOS und LABEL sind nicht ausreichend. Diese Projekte werden in anderen Vorträgen näher vorgestellt.

Die Spediteure benötigen viel mehr gesicherte Parkplätze als die bislang vorhandenen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.



Von den Spediteuren wurden eigene Listen zusammengestellt. Die Firma Schenker benutzt auch eigene Parkplätze. Unsere ca. 420 Stückgutniederlassungen wurden mit Minimum-Security-Standards versehen, das sind u. a. Tore, CCTV-Systeme, Einzäunung des Geländes usw.



Nicht immer lassen sich alle Sicherheitsmaßnahmen einrichten, so gibt es z. B. in Spanien einige Logistikzentren, wo die baulichen Gegebenheiten keine Einzäunung ermöglichen.

Entsprechend gesicherte Niederlassungen werden für Fahrer von Schenker bzw. deren Subunternehmen als gesicherte Parkplätze benannt. Diese stellen eine Alternative zu den wenigen öffentlichen gesicherten Lkw-Parkplätzen dar.


Stückgut-Umschlagsanlagen (Cross Docking Terminals)

Hier wurden seit 2003 zusätzlich zu den Minimum-Security-Standards über 40 weitere entsprechend geeignete Terminals nach dem TAPA-FSR Standard gesichert und von Bureau Veritas zertifiziert. Diese Terminals sind nach wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Aspekten über ganz Europa verteilt. Dies verursacht hohe Kosten bis zu 800.000 Euro pro Standort. Daher ist es nicht finanzierbar, alle 420 Standorte nach TAPA-FSR zu sichern – kein Kunde würde dies bezahlen.


Informationssicherheit

Informationen zu diebstahlgefährdeter Ware sind kritisch zu betrachten. Das Unternehmen Schenker verfügt über eine eigene IT-Sicherheit, es gibt Dokumente und Anweisungen für die Behandlung der Informationen zu diebstahlgefährdeter Ware. Für die Fahrer, auch die der Subunternehmen, sind ebenfalls entsprechende Anweisungen vorhanden. Dies überschneidet sich bereits mit dem Punkt "Sicherheit im Bereich des Personals".



Die Schulung und das Training der Fahrer auch innerhalb der Subunternehmen muss genau beobachtet werden. Es gab Fälle, bei denen z. B. Hallenarbeiter und Fahrer gemeinsam unter Umgehung der Schnittstellenkontrolle Diebstähle geplant und realisiert haben. Hier gibt es verschiedene Methoden, um solches kriminelles Handeln im Vorfeld aufzudecken.

Wie geht man im Falle eines Vorfalls damit um? Wie müssen die Fahrer dann reagieren? Auch hierfür wurden Schulungs- und Trainingsprogramme entwickelt.

Wichtig ist, dass die Regeln und Sicherheitsmaßnahmen auditiert und umgesetzt werden. Wir als Schenker sind nach ISO 9001 zertifiziert. Solche Zertifikate garantieren allerdings nicht automatisch eine hohe Sicherheit, da die zertifizierenden Stellen nicht immer ausreichend fachkundig sind. Schenker Landverkehr hat daher in Europa ein System mit sog. Produkt-Audits aufgesetzt. Dabei arbeiten wir mit eigenen intern gesetzten Standards, die nach unseren konkreten Ansprüchen und Erfahrungen entwickelt wurden. Ziel ist die zeitgerechte, vollständige und unversehrte Zustellung der Waren bei einer korrekten Abrechnung mit dem Kunden.

Die regelmäßige Überprüfung bzw. Produkt-Audits dieser eigenen Richtlinien werden von Bureau Veritas in Auftrag von Schenker durchgeführt. Dabei wird darauf geachtet, dass die zertifizierenden Mitarbeiter von Bureau Veritas über entsprechende Fachkenntnisse der Speditions- und Logistikbranche verfügen.





Seitenanfang




Landverkehrsprodukte

Schenker bietet u. a. mit "DB SCHENKER parcel" ein Paket-Produkt an, bei dem wir Teile der Produktion selbst durchführen.



Das Kernprodukt ist das sog. "DB SCHENKER system", ein Stückgutprodukt. "DB SCHENKER direct" ist ein Direktprodukt für Komplett- und Teilladungen.

Bei den Produkten "system" und "direct" gibt es verschiedene Optionen, relevant für das Thema Diebstahlprävention ist die Option "protect", die eine Extra-Diebstahlsicherung beinhaltet.

Dies funktioniert wie folgt:



Bei einem Direkttransport ist die Sicherung relativ einfach, die Ladung wird vom Versender ohne Umladung direkt zum Empfänger gefahren. Die bereits zuvor erwähnten Sicherheitsmaßnahmen wie gesicherte Parkplätze, GPS usw. werden auch hier angewendet.

Bei einem Stückguttransport ist es etwas schwieriger. Hier gibt es drei Hauptkomponenten: Die Vorholung, den Hauptlauf und die Zustellung. Bei der Vorholung wird die Ware beim Versenden abgeholt und dann in einer Niederlassung mit Waren anderer Kunden zusammengefasst (konsolidiert). Beim Hauptlauf geht es direkt zur Empfangsniederlassung oder zu einem Hub, von dort erfolgt die Zustellung zum Endempfänger.

Als Schnittstellen (die Niederlassungen, wo umgeschlagen bzw. konsolidiert wird) werden bei diebstahlgefährdeten Transporten ausschließlich TAPA-FSR zertifizierte Niederlassungen angefahren. Die Hauptläufe werden so gesichert, wie es bereits zuvor für einen gesicherten Transport beschrieben wurde, d. h.:

Verwendung von Kofferfahrzeugen mit Türsensoren und speziellen Schlössern
Der Transport wird ständig begleitet, so dass auch der abgestellte Trailer (z. B. auf Fähren) bewacht wird
Nutzung von gesicherten Lkw-Parkplätzen
Einsatz von speziell geschulten Fahrern (davon kommen ca. 90 % von Subunternehmern, auch diese werden entsprechend geschult)
Zwei-Wege-Mobilfunkkommunikation und GPS in allen Fahrzeugen, diese wird über ein hauseigenes System überwacht (Schenker mobility) mit Verbindung zu Eurowatch

An der Empfangsniederlassung wird die Sammelladung wieder umgeschlagen und auf die Zustellfahrzeuge verteilt. Diese Zustellfahrzeuge sind nicht derart speziell gesichert wie die beim Hauptlauf eingesetzten Fahrzeuge. Dies ist der Kunde nicht bereit zu bezahlen.

Allerdings sind die transportierten Werte bei der Feinverteilung geringer als beim Hauptlauf, wo Werte mehrerer Kunden zusammen transportiert werden. Daher sind die unterschiedlichen Sicherheitsmaßnahmen auch wirtschaftlich begründet.

Die Sicherheit des Stückguttransports wird unterstützt durch mehrere IT-Tools, wie z. B. den Scheduler, der sozusagen ein elektronischer Fahrplan ist und Abfahrtsort, Zielort, Fahrtdauer, die verantwortliche Niederlassung usw. anzeigt.

Zudem wird ein lückenloses Tracking-System genutzt, bei dem jede Stückgutsendung auf ihren Transport von der Abholung bis zur Zustellung genau nachverfolgt werden kann. Dies wird durch Barcodes unterstützt, mit denen alle Packstücke versehen sind. In den meisten Ländern kommt ein ePOD (electronic Prove Of Delivery) zum Einsatz, welches die korrekte Zustellung dokumentiert und nachweist.



Der Vorteil dieses Systems (SCHENKER system protect) liegt in den geringeren Kosten. Wir wollen dem Kunden ein günstigeres Transportangebot machen als die Direkttransporte.

Ein weiterer Vorteil ist, dass eine gebündelte Zustellung beim Empfänger ermöglicht wird. Dann rechnen sich auch höhere Sicherheitsmaßnahmen beim Zustell-Transport, da das Fahrzeug besser ausgelastet wird.

Manche Kunden lassen ihre diebstahlgefährdeten Waren nur mit Direkttransporten fahren, dabei werden bisweilen die Fahrzeuge nicht voll ausgenutzt. Das reduziert den Wert des einzelnen Transportes und somit das Risiko. Aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht ist dies allerdings nachteilig.





Seitenanfang




Abschließende Anmerkungen

Das Thema Sicherheit ist sehr wichtig für die gesamte Logistik-Industrie. Wenn jedoch alle einzelnen Logistikunternehmen ihre individuellen Sicherheitsanforderungen geltend machen, wird die ganze Logistikbranche vor große Probleme gestellt. Einheitliche Standards sind wünschenswert und sollten auch von allen Unternehmen akzeptiert und eingehalten werden.

Wirtschaftlichkeit und Haftungsfragen sind weitere Punkte, die berücksichtigt werden müssen. Durch diese können geschlossene Sicherheitssysteme behindert werden.

Die Infrastruktur muss von den verantwortlichen Instanzen um mehr gesicherte Parkplätze erweitert werden (Stichwort EU und gesicherte Lkw-Parkplätze). Viele Regelungen sind uneinheitlich. Durch Menschen verursachte Fehler kann man nur reduzieren, aber nie völlig ausschließen.

Eine Transportkette kann nur gesichert werden, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und versuchen, die beste Lösung gemeinsam zu finden.






Seitenanfang