3.3 Niederzurrung


3.3.4 Vorspannkraft

Die Vorspannkraft spielt für die Sicherungswirkung einer Niederzurrung eine entscheidende Rolle. Das gilt sowohl für die primäre als auch für die sekundären Wirkungen. Die zulässige Belastbarkeit LC der verwendeten Zurrmittel bekommt nur dann Bedeutung, wenn in einem hoffentlich seltenen Lastfall die Ladung so weit verrutscht, dass aus der Niederzurrung eine Direktzurrung wird. Das ist im Konzept der Niederzurrung aber nicht vorgesehen.

Die Norm DIN EN 12195-2:2001 (Zurrgurte aus Chemiefasern) enthält ein Prüfverfahren, mit dem für einen bestimmten Gurttyp mit einer bestimmten Spannratsche die erreichbare Vorspannkraft STF (standard tension force) ermittelt werden kann. Das Verfahren ist dem praktischen Spannvorgang nachgebildet und geht dabei von einer „normalen Handkraft“ SHF (standard hand force) von 50 daN aus. Beide Werte, STF und SHF, sind auf dem Etikett jedes Gurts angegeben.

Damit ist für konfektionierte Gurte einigermaßen sichergestellt, welche Vorspannkraft nach dem Loslassen des Spannhebels auf der Spannseite des Gurts herrscht. Für nicht genormte Einweggurte und deren Spannmittel geben die Hersteller bzw. Händler die erreichbaren Vorspannkräfte an, die stark vom Typ des Spannmittels abhängen. Diese „nominelle“ Vorspannkraft, einerlei ob mit genormten oder nicht genormten Gurten, bleibt aber in der Regel nicht über die gesamte Transportdauer bestehen.

Für den Erhalt der Vorspannkraft sorgt in erster Linie die Elastizität des Zurrmittels, in zweiter Linie auch die Elastizität der niedergezurrten Ladung. Gegen den Erhalt der Vorspannkraft wirken mögliche Setzvorgänge, also plastische Verformung der Ladung, Einschneiden der Spannmittel in die Ladung und sogar klimatische Veränderungen (Temperatur, Luftfeuchte). Zurrmittel mit vergleichsweise geringer elastischer Dehnung, wie Stahlband oder Kette eignen sich daher weniger zum Niederzurren als Kunstfasergurte, da bei Stahlband oder Kette ein kleiner Setzvorgang bereits einen hohen Verlust an Vorspannkraft bedeutet.

Fester Bestandteil der Niederzurrtechnik ist:

  • Bei nachgiebigen Ladungen muss ein Einschneiden der Zurrmittel mit Hilfe von starken Kantenblechen oder gleichwertigen Vorkehrungen verhindert werden.
  • Die Vorspannkraft muss mit Kantengleitern oder ähnlichen Hilfsmitteln mit geringem Reibbeiwert möglichst gut auch zur Spanngegenseite übertragen werden.
  • Die Vorspannung der Niederzurrungen muss in regelmäßigen Fahrpausen überprüft und wenn nötig nachgebessert werden.