2.3 Verhalten von Ladungen unter äußeren Kräften


2.3.3 Verformungen

Neben den möglichen Bewegungen des Rutschens und Kippens werden sich die meisten Ladungseinheiten unter der Einwirkung von Trägheitskräften auch merklich verformen. Ausgenommen sind extrem starre und kompakte Stücke wie z.B. Marmorblöcke oder massive Betonformstücke. Verformungen können reversibel (elastisch) oder irreversibel (plastisch) sein. Oftmals treten beide Verhaltensweisen anteilig auf.


Abbildung - LSBH

Abbildung 2.10: Typische Verformungen von Ladungen [H. Kaps]

a: Rahmenverschub mit abnehmender Ladungshöhe
b: Schubverformung eines niedergezurrten Plattenstapels
c: Schubverformung senkrechter Platten
d: einseitige Komprimierung von plastisch verformbarer Ladung

Reversible, elastische Verformungen sind bei halbwegs steifen Ladungseinheiten zu erwarten, z.B. stählernen Gitterboxen, starken Holzkisten und auch Stapeln von Getränkekisten. Im einfachsten Fall erfährt eine solche rechteckige Struktur eine Schubverformung. Aus dem Rechteck der Seitenwand wird eine Raute. Die Schubverformung stellt sich dann als „Rahmenverschub“ dar, bei dem die Ladungshöhe geringfügig abnimmt. Eine andere Form der Schubverformung erhält man bei gestapelten flachen Ladungsstücken, z.B. Spanplatten. Die Platten können im Stapel rutschen. Die Form des Stapels ändert sich als „Plattenverschub“ bei gleichbleibender Höhe des Stapels. Plattenverschub ist allerdings irreversibel. Die Platten sind gerutscht und der Stapel hat sich dadurch plastisch verformt.

Problematisch sind irreversible, plastische Verformungen von nachgiebigen Ladungen, z.B. Bigbags, die oft auch mit einem Absenken der Ladungshöhe verbunden sind. Solche Verformungen führen leicht dazu, dass Direktzurrungen und auch Niederzurrungen ihre anfänglich aufgebrachte Vorspannung verlieren und dadurch die Ladung zunehmend als „ungesichert“ eingestuft werden muss. Insbesondere bei Niederzurrung solcher Ladungen hilft auch nicht das gelegentliche Anhalten und Nachspannen der Zurrungen, sondern es ist von vornherein die Beförderung auf einem Fahrzeug mit ausreichend starken Laderaumbegrenzungen (z.B. Code XL-Aufbau oder in einem Container) durchzuführen.

Die Verformung einer gesicherten Ladung ändert in aller Regel die Zurrgeometrie in günstiger Weise so, dass die Sicherungswirkung einer Direktzurrung überhaupt erst entstehen kann, bzw. die Sicherungswirkung einer Niederzurrung sich merklich verbessert. Das wird in Kapitel 3 dieses Handbuchs ausführlicher dargestellt. Bei irreversiblen, plastischen Verformungen tritt dieser günstige Effekt natürlich nur bei der ersten starken Belastung auf. Bei nachfolgenden Belastungen überwiegen die ungünstigen Effekte von zu großer Beweglichkeit der Ladung. Es muss daher angehalten und nachgebessert werden.