1.4 Ausweichen
Die geschilderte Beobachtung einer beginnenden Resonanz
bei kurzen Spurwechseln war der Anlass, ein spurwechselähnliches Ausweichmanöver
zu untersuchen, bei dem die Querdistanz deutlich kleiner ist und damit auch die
erreichbare Spurwechselzeit kürzer sein kann. Da praktische Beobachtungen nicht
vorlagen, wurde erfahrenen LKW-Fahrern die Frage vorgelegt, ob es möglich sei,
innerhalb von 1,5 Sekunden einen beladenen LKW einen Spurwechsel mit einem
Meter seitlichem Versatz zu fahren. Die Antworten waren positiv, bezeichneten
aber ein solches Manöver "aus dem Bauch" heraus als grenzwertig.
Bild 6: Ausweichen
um 1,0 m mit 0,75 s Halbwertzeit
Die Ergebnisse bestätigen die Erwartungen. Bild 6 zeigt
das Ausweichmanöver um 1 Meter seitwärts mit einer Halbwertzeit von 0,75
Sekunden. Die Kräfte sind auf Beschleunigungen in der Einheit g normiert
dargestellt. Die Querkraft auf die Ladung ist deutlich phasenversetzt gegenüber
der Fliehkraft mit einem Schwingungsversatz von ca. p/2. Das bedeutet, dass zumindest das erste Maximum der
Querkraft, entsprechend 0,32 g, sich allein aus Hangabtrieb und Tangentialkraft
zusammensetzt, weil die Fliehkraft dort gleich Null ist. Das zweite Maximum ist
absolut größer als das erste und erreicht 0,41 g. Auch in diesem Maximum dominiert
die Tangentialbeschleunigung aus der Wankschwingung. Der Anstieg von 0,32 g auf
0,41 g ist auf resonante Anregung zurückzuführen.
Somit ist als Erkenntnis zu werten, dass extrem kurze,
spurwechselähnliche Ausweichmanöver (Gegenstände auf der Fahrbahn!) zwar noch
nicht unbedingt Querbeschleunigungen über 0,5 g verursachen, aber bedeutende
Wankbeschleunigungen enthalten, die u.a. für die Beurteilung des Wankfaktors
herangezogen werden müssen.
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