Foto des Monats – September 2022

[English version]

Das ist so schwer und kann sich doch bewegen!?!
oder
was war gleich noch Physik?

Diesen Monat können wir Ihnen einen Bilderbuchfall von Physik-Ignoranz präsentieren. Die Abbildung1. zeigt das ganze Ausmaß. Eine Komplettladung gebündelter Rohre ist über einige Meter nach vorne gerutscht, hat die Stirnwand durchschlagen bzw. abgetrennt und wahrscheinlich hat das Führerhaus auch noch ordentlich was abbekommen. Der Fahrer blieb unverletzt. Er und der Verlader haben mehr Glück als physikalischen Verstand gehabt.

Diese Abbildung zeigt die Wirkung von Bewegungsenergie in der Transformation zur verformenden Energie. Obwohl die Ladung schon über den halben Auflieger gerutscht ist, „bedroht“ sie hier das Führerhaus mit Macht.

Der gesamte Ladungsblock befindet sich in den ersten beiden Feldern, die von den Rungen gebildet werden. Bei richtiger Lastverteilung müsste der Gesamtschwerpunkt der Ladung ca.1 ¼ Rungenfelder weiter hinten liegen. Tut er aber nicht, somit ist die Ladung gut 4 ¼m gerutscht. Und hat dann noch ganze Arbeit an der Stirnwand verrichtet. „Tolle Leistung!“

Wirft man einen prüfenden Blick auf die Ladungssicherung, traut man seinen Augen nicht. Die Ladung war ausschließlich aber gebündelt, aber nicht niedergezurrt, so wie wir es ggf. erwartet hätten.

Die Abbildungen 5 und 6 zeigen es eindeutig, die Gurte wurden nur zur Bündelung herangezogen. Laut aufnehmenden Beamten (danke für die großartigen Bilder) wurde nicht ein Gurt als Niederzurrung eingesetzt. Es wurde also noch nicht mal der Versuch unternommen die Ladung zu sichern..

Die Bündelung hat wahrscheinlich erreicht, dass der Ladungsblock geschlossen bis zur Stirnwand vorgerutscht ist. Beim Auftreffen auf die vordere Ladeflächenbegrenzung, hat sich der Ladungsblock aufgelöst und sich der Verformung der Stirnwand gewidmet.

Ladungssicherung:

Wie sichert man solche Ladung?

• Die Ladungsmasse betrug 22,9t
• Die Lastverteilung hat (ursprünglich) wahrscheinlich gepasst.
• Die Restsicherungskraft nach vorne beträgt 4.580 daN
• Mit Niederzurrungen müsste eine Vorspannung von 7.633 daN aufgebracht werden, das wären acht Gurte mit Langhebelratschen (die Winkel sind sehr gut).
• Wir entscheiden uns aber für folgende Lösung:
  Vorne und hinten werden jeweils zwei Umspannungen angebracht, da wir eine Bündelung und gute seitliche Sicherung der Ladung auch für eine gute Idee halten. Von den Umspannungen können wir je nur 500 daN an Vorspannung für das Niederzurren werten. Somit stehen der Sicherung 2.000 daN an Vorspannkraft zur Verfügung. Fehlen noch weitere sechs Gurte (je nach STF) als Niederzurrungen. Sofern die Gurte nicht im Bereich der Stahlbänder, die die Rohre bündeln eingesetzt werden, kann auch auf Kantenschutz verzichtet werden, da die Rohre glatt sind, die Gurte nicht schädigen und die Vorspannung gut auf beide Seiten verteilen. Da die Reibung in alle horizontalen Richtungen wirkt, haben wir mit dieser Sicherung auch die Sicherung nach hinten erledigt.

Ihre Ladungssicherungskolumnisten wünschen Ihnen einen entspannten Herbst.

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