Foto des Monats – März 2019 |
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Steine an Strickmuster mit viel frischer Luft
Abbildung 1 [Uli Heinemann]
Wenn wir ein Fahrzeug sehen, auf dem eine stattliche Anzahl von Gurten von außen über die Ladebordwände geführt verlaufen und irgendwie flach daherkommen, wartet meist ein besonderer Leckerbissen auf uns. Und richtig!
Abbildung 2 [Uli Heinemann]
Die Abbildung 2 erlaubt schon deutlich bessere Einblicke, auf das was hier transportiert wird. Große Gesteinsbrocken über die etwas hilflos ein paar Gute gespannt wurden. Die Art der Ladungssicherung ist von ihrem Charakter her eine Niederzurrung, die in diesem Fall recht kunstvoll und in unterschiedlicher Art und Weise angebracht wurden. Manche Gurte liegen paarweise auf den tonnenschweren Steinbrocken und sichern sie gegen Wegfliegen nach oben. Die Winkel der angebrachten Niederzurrungen sind derart flach, dass deren sowieso schon recht lausig Sicherungswirkung mindestens noch um 50% reduziert wird. Die Hauptwirkung der meisten Niederzurrungen, die hier angebracht wurden, besteht darin, dass sie die Bordwände zusammen halten. Dabei sehen diese recht vertrauenswürdig aus. Ein besonderer Leckerbissen ist der Gurt, der von hinten links nach vorne rechts geführt wurde. Nach reichlicher Überlegung sind wir darauf gekommen welche Funktion dieser Gurt hat: Da Gurt u.a. die negative Eigenschaft haben, wenn sie ein gewisses Stück frei durch die Luft geführt werden, im Fahrtwind zu vibrieren und dabei meist recht unangenehme Geräusche absondern, hat dieser Chauffeur dieser Geräuschquelle einen Rigel bzw. eine Gurt vorgesetzt. Er hat zur Dämpfung der Vibrationen einen Gurt so geschickt geführt, dass dieser die anderen Gurte ca. in der Mitte ihrer luftigen Strecke quert.
Abbildung 3 [Uli Heinemann]
Ob dieser diagonal geführte Gurt vorne noch eine zusätzliche sichernde Wirkung durch seine sicher sehr gewissenhaft eingebrachte Vorspannkraft ausübt kann von uns nur erahnt werden. Die losen Gurtenden wurden elegant am Fahrzeug entlanggeführt und kunstvoll mit den anderen Gurtkollegen verknotet. So kann kein Gurt ungewollt im Windflattern oder sogar ins Fahrwerk geraten, das ist sehr sinnvoll und auch lobenswert obwohl das Sicherungs-Arrangement dadurch ein bisschen an ein Strickmuster erinnert.
Abbildung 4 [Uli Heinemann]
Zwischen den Steinbrocken ist reichlich frische Luft zu finden bzw. Ladelücken. Man hat gar nicht erst versucht den Formschluss zum Fahrzeug zu suchen vielleicht aus Angst davor, dass die Kolosse das Fahrzeug beschädigen könnten. Auch die Ladefläche wurde vor den Steinen geschützt, man hat in weiser Voraussicht immer zwei Vierkantbalken unter jeden Steinblock gelegt. Das diese das Verrollen nach vorne noch unterstützen, schien bei dieser Verladung keiner zu wissen.
Abbildung 5 [Uli Heinemann]
Ladelücken soweit das Auge reicht, Gute die im Wind flattern, aber so angebracht keine Sicherungswirkung entfalten und Vierkantbalken die Das Verrollen unterstützen, lausiger geht’s kaum.
Abbildung 6 [Uli Heinemann]
Ein besonderer Leckerbissen wartet noch auf dem Zugfahrzeug auf uns, denn dort wurden auf zwei Steinblöcke noch je ein Vierkantbalten gelegt. Ob sie zum Schutz der Gurte dort liegen, oder um die schlechten Winkel der Niederzurrung geringfügig zu verbessern erschließt sich uns nicht.
Ladungssicherung:
Nach so viel Sarkasmus wollen wir natürlich noch ein paar gute Tipps zur Sicherung geben.
Zuerst die Unterlage:
Wie immer empfehlen wir bohlenformatige, also rechteckige Hölzer, die nicht rollen können. RH-Matten unter und auf den Hölzern sind auch hier sehr sinnvoll. Da die Steine eine sehr robuste Ladung sind, sind unbedingt durchvulkanisierte Schwerlastmatten zu verwenden.
Jetzt zu Sicherung:
Was wir oben nicht erwähnt hatten war, dass die Gurte schon weitestgehend ablegereif waren. Daher müssen die Gurte unbedingt vor den abrasiven Steinen mit z.B. Gurtschläuchen geschützt werden. Die Ladungssicherungsindustrie hält hierfür allerlei Sinnvolles bereit.
Die Sicherung selbst kann nur mit Direktzurrungen, die gegen Abrutschen gesichert sind, hergestellt werden. U.M. eignen sich für derartige Ladungen Ketten besonders, da sie nicht so empfindlich sind wie gurte. Kranzketten könnten zu einer „8“ gedreht über die Steinblöcke gelegt werden. Dadurch bekommen diese recht widerspenstigen Ladungen brauchbare „Ladungssicherungspunkte“. Zur Realisierung derartiger Sicherungen ist sinnvoller Weise ein zweiter Mann/Frau hinzuzuziehen. Aber das dürfte ja kein Problem sein, denn der Verlader ist ja ebenso wie der Fahrer für die LS verantwortlich und wird sicher gerne dem Fahrer bei der Ladungssicherung zur Hand gehen.
Dass eine Niederzurrung auch sinnvoll ist, um sicher zu stellen, dass die Gute Reibung auch nicht durch Schwingungen und Vibrationen es Fahrzeugs gestört wird, ist klar, aber bitte auf einem Fahrzeug mit Ladungssicherungspunkten und nicht mit Niederzurrungen die über die Ladebordwände geführt werden.
Wird eine Kranzkette verwand und liegt die Ladung auf RH-Material, können mit zwei Direktzurrungen Steinblöcke bis 20.000 daN Gewicht gesichert werden. Voraussetzung ist, dass die Niederzurrungen die gute Reibung sicherstellen können. Also alles in Allem kein Hexenwerk.
Ihre Ladungssicherungskolumnisten.
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