Foto des Monats – Dezember 2016 – Weihnachts-Special 2 |
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Gerüstbauteile
Mitmenschen, die Gerüstbauteile zum Transport verladen und sichern müssen, haben es nicht leicht. Es gibt zwar Unternehmer, die für die Verladung von Gerüstbauteilen spezielle Ladegestelle angeschafft haben, manche davon sogar mit eigener Stirnwand, aber das ist eher die Ausnahme. Obwohl diese Verladung für den einen oder anderen etwas abenteuerlich aussehen mag, wollen wir genau hinschauen und erst danach urteilen.
Abbildung 1 [GDV]
An der Stirnwand wurde an belastungsfähige Bauteile des Fahrzeugs sauber angeladen und mit einer Direktzurrung gegen die Bewegungsrichtung "hinten" gesichert. Seitlich könnten Ladungsteile kleinere Bewegungen ausführen, diese können aber nicht dazu führen, dass der sich der Fahrzeugschwerpunkt signifikant verlagern oder sogar Ladungsteile das Fahrzeug verlassen können. Ladungssicherungstechnisch kein Problem.
Die ca. 61 Gerüstbohlen wurden so geschickt gestapelt, dass sich eine "Koje" für die Gerüststangen ergeben hat und trotzdem keine Ladelücke im Sinne der Ladungssicherung (Niederzurrung) entstanden ist. Die oben aufgelegten Bretter liegen unter den Niederzurrungen. Das kann gut sein, muss aber nicht. Auf der Ladefläche hätten sie uns besser gefallen, ob dort noch Platz war, entzieht sich jedoch unserer Kenntnis. Die Gerüstbauteile ganz oben auf der Ladung wurden vorne über die hochkant gestellte Ladung gehakt und hinten sind sie (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) mit in die Niederzurrung eingebunden. Das steht so zwar in keinem Lehrbuch, ist aber aus ladungssicherungstechnischer Sicht in Ordnung.
Zur Sicherung des großen Ladungsblocks:
Leider kennen wir die genauen Gewichte nicht, daher haben wir pro Brett 40 kg angenommen, was eine Gesamtgewichtskraft von ca. 2.440 daN ergibt. Bei der Reibung nehmen wir guten Gewissens μ = 0,4 an. Das gilt zwar nur für sägeraues Holz, aber Gerüstbretter sind sehr häufig (so auch diese) mit Mörtelresten verschmutzt. Eigene (nicht reproduzierbare) Versuche haben bei solchen Materialien schon Reibbeiwerte von μ = 0,5 bis 0,6 ergeben.
Bei der angenommenen Masse von 2.440 kg wird eine Gesamtsicherungskraft von 1.952 daN erforderlich. Die Reibung liefert hiervon schon 976 daN, somit fehlen noch 976 daN an Sicherungskraft. Die vier Niederzurrungen liefern 4 x 600 daN Vorspannung, die Winkel werden nicht betrachtet, da sie (siehe Aufsätze von Herrn Prof. Kaps) mit diesem Winkel noch keine Sicherungskraft verlieren. Somit rechnen wir mit einer Vorspannung von 2.400 daN x 0,4 µ, das ergibt eine Sicherungskraft von 690 daN. Somit fehlen noch 286 daN.
Leser, die bis hier hin gelesen haben, haben wahrscheinlich so viel Interesse an der Ladungssicherung, dass ihnen aufgefallen ist, dass wir die Gerüststangen in der entstandenen Koje nicht mit berücksichtigt haben. Richtig. Welche Masse sie haben und ob sie sich so miteinander verzahnen, dass keine Stange nach hinten herausrutschen kann, können wir allein anhand des Bildes nicht sagen. Die Erfahrung lehrt uns, dass sich die Stangen nur sehr selten so verzahnen, dass keine Stange herausrutschen kann. Um sie auch durch die Niederzurrung zu sichern, wurde noch eine Bohle schräg auf die losen Teile gelegt. Der oben auf liegende Bohlenstapel drückt auch noch auf diese Sammlung von Gerüststangen und Bretter. Das war gut gedacht oder ist ggf. nur zufällig entstanden. Rutschen diese Teile aber durch Fahrzeugbewegungen in sich weiter zusammen, sackt auch der rechte obere Ladungsstapel ein kleines Stück tiefer und die Vorspannung würde sich dadurch schlagartig reduzieren. Das ist ein sehr ernst zu nehmender Fehler und muss verbessert werden.
Fazit: Diese Ladung wurde mit Verstand und Intelligenz verladen und gesichert. Leider hat die Vorspannung nicht ganz ausgereicht, um den Hauptstapel der Gerüstbohlen zu sichern. Nicht zu vergessen sind die Stangen, die in der Mitte lagen und die wir in unserer angenommenen Rechnung außer Acht gelassen hatten. Es war ein pfiffiger Gedanke, die losen Teile mit einer schräg gestellten Bohle sichern zu wollen, aber leider gefährdet diese Idee die Vorspannung und damit die ganze Sicherung.
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