Foto des Monats – September 2016 |
[English version] |
… und sie bewegt sich doch …
Wir schreiben das Jahr 1633, in dem ein gewisser Galileo Galilei von seiner Theorie der Erdbewegung abschwören musste. Die Sage geht um, dass er, als er gerade dem Tode durch die Inquisition entkommen den Gerichtsstand verließ, halblaut die Bemerkung fallen lassen habe: "… und sie bewegt sich doch".
Nun wollen wir recht einfachen Ladungssicherungskolumnisten uns nicht auf die gleiche Stufe mit Galileo Galilei stellen, das wäre mehr als anmaßend. Aber es scheint so, als ob wir gegen eine Inquisition der Bewegungsverneinung anargumentieren, wenn wir der Ladungssicherung das Wort reden.
Abbildung 1 [Siegfried Serrahn]
Zugegeben, die Ladung, die wir schlicht als Baustahlmatten kennen, und auch der Einfachheit halber so bezeichnen, kommt mit einem äußeren Charakter daher, der viel Verzahnung und – falls man hier noch von Reibung sprechen möchte – viel Reibung verspricht.
Leider ist das Gegenteil der Fall. Messungen haben ergeben, dass gerade diese Baustahlmatten einen Reibbeiwert von nur μ = 0,2 haben. Wie so oft, sehen wir auf der Abbildung 1 nur Niederzurrungen bzw. geplatzte oder gerissene Niederzurrungen und davon für die Masse der Ladung deutlich zu wenig.
Wir wollen nicht den Fehler machen und hier 96 oder 162 Gurte als nötige Ladungssicherung vorrechnen. Wir wollen schlicht und ergreifend die Frage stellen, um der Physik und Galileo Galileis Willen, warum hier nicht formschlüssig gesichert wurde. Wir wissen zwar nicht wie Galileo, der u. a. die Physik zu seinen Fachgebieten zählte, diese Ladung gesichert hätte. Aber wahrscheinlich hätte er nicht probiert, auf die Ladung zu drücken, um ihre miserable Reibung noch geringfügig zu erhöhen.
Abbildung 2 [Siegfried Serrahn]
Die Abbildung 2 zeigt sehr schön, wo die Niederzurrungen gesessen haben, denn die Ladung ist an der entsprechenden Stelle eingedrückt (s. Pfeil). Das heißt, der Klügere, sprich die Ladung, hat hier nachgegeben und durch die Abwesenheit der Gurte ist bewiesen, dass sie durch die nachfolgenden Stege und das Verrutschen der Ladung durchtrennt wurden.
Die Stirnwand scheint auch zu den klügeren Bauteilen zu gehören, denn sie hat ebenfalls nachgegeben. Der Fahrer kann von Glück reden, dass er keine höheren Ladungspakete transportiert hat, sonst wäre der Schaden an seiner Kabine sicherlich deutlich größer ausgefallen.
Wie kann man derartige Ladung vernünftig sichern?
Wir hatten es oben schon erwähnt, durch Formschluss oder Direktzurrungen. Bei Direktzurrungen tritt das Problem auf, dass die Zurrungen über die nicht ganz einfach zu händelnde Ladung gebracht werden müssen und durch die Vorspannungen zumindest Teile der Ladung ein wenig beschädigt werden. Die einfachere Lösung sind sicherlich Rungensysteme, die flexibel einsetzbar sind, je nach Größe und Form der Baustahlmattenpakete.
Wie so häufig gibt es viele Lösungsansätze:
- Zum einen sei hier die VDI Richtlinie Blatt 11 Ladungssicherung von Betonstahl erwähnt, die die Sicherung mittels Direktzurrungen präferiert. Eine gute Lösung für Fahrzeuge, die derartige Ladung seltener transportieren. Im Internet gibt es dazu, wie zu vielen anderen Lösungsansätzen auch, "Versuchsvideos".
- Wer solche Ladung regelmäßig transportiert, dem bietet ein fahrzeugseitig vorgehaltenes formschlüssiges Ladungssicherungssystem gewisse Vorteile. Im Folgenden haben wir zwei Beispiele aufgenommen:
Abbildung 3 [Siegfried Serrahn]
Auf der Abbildung 3 ist ein Rungensystem gezeigt, dass zumindest vorne durch unterschiedliche Steckplätze für die Rungen eine gewisse Flexibilität bietet. Wichtig ist wie immer der Formschluss, daher muss sauber an die vorderen Rungen herangeladen werden. Selbstverständlich muss der Rungenhersteller Informationen über die Belastbarkeit der Rungen zur Verfügung stellen, z. B. ein Rungendiagramm.
Durch zusätzliche Direktsicherungen, die im oberen Bereich der vorderen Rungen angreifen, ist deren Sicherungskraft deutlich zu erhöhen. Sollten schmalere Baustahlmatten transportiert werden, besteht auch die Möglichkeit, die seitlichen Rungen auf unterschiedliche Steckplätze zu setzen. Es gibt auch Rungensysteme, die mittels eines Gewindes passgenau an die Ladung "herangefahren" werden können.
Aus unserer Sicht ist der Formschluss, der sich durch die Rungensysteme des Fahrzeugs von selbst ergibt, eine sehr gute Lösung – denn derjenige, der die Ladungssicherung umzusetzen hat, muss nicht oben auf oder an der Ladung hantieren. In wieweit solche Systeme ökonomisch sinnvoll sind, muss von Fall zu Fall entschieden werden.
Abbildung 4 [Siegfried Serrahn]
Um die vorderen Rungen zusätzlich zu verstärken, können auch schräge Stützen zum Einsatz kommen. Wichtig ist auch hier, dass der Hersteller die Nutzer mit den entsprechenden Sicherungskräften versorgt, die durch die Systeme bereitgestellt werden.
Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit sicher Fahrt.
Zurück zum Anfang