Foto des Monats − Dezember 2009 − Weihnachts-Special 1 |
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"Volumen-Carrier"
Abbildung 1 [Wolfgang Ehling]
Fahrzeugbauer bemühen sich rund um den Globus kontinuierlich ihre Fahrzeuge derart zu bauen, dass noch ein Kubikdezimeter mehr Ladung auf ihre Fahrzeuge passen möge. Diese Fahrzeugart wird dann mit "Volumen-Carrier", "Gigaliner", "Mammuttransport", "150 Kubikmeter auf 26 Reifen" oder mit sonstigen Fantasienamen bedacht. Landauf, landab besteht doch die Meinung, dass es zum Bau derartiger Hightech-Produkte doch des Know-hows von Ingenieuren aus den hochentwickelten Industrieländern bedürfe.
Das ist, wie so vieles, ein Irrtum. In Nordafrika, wo man schon vor Jahrtausenden den Erddurchmesser bis auf wenige Zentimeter genau bestimmen konnte, Pyramiden gebaut hat und auch ansonsten papyrusrollenweise Wissenschaftliches dokumentiert hatte, als in Nordeuropa noch die Gletscher damit beschäftigt waren, sich langsam nach Norden zurückzuziehen. Eben in dieser nordafrikanischen Wiege der Kultur und der Wissenschaft ist der Volumen-Carrier seit alters her zuhause. Eben das Wissen um die Pyramiden, ihrer Bauart und ihrer besonderen Wirkweise ist tief in der Gesellschaft und somit auch in der Transportindustrie verwurzelt. Handwerklich geschickt, ladungssicherungstechnisch ausgereift, werden hier Heu- und Strohballen derart verladen, dass so mancher nord- bis mitteleuropäischer Frachtführer vor Neid, ob der 200%-igen Volumennutzung des zur Verfügung stehenden Ladungsraumes, erblassen würde.
Abbildung 2 [Wolfgang Ehling]
Auch die Verpackung und die Ladeeinheitenbildung lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Weder werden hier störende Paletten verladen, es entsteht kein Rücksprung oder kein Überstand, nein, die Ladung passt tatsächlich formschlüssig aneinander, übereinander und hintereinander. Die geschickt genutzten Direktzurrungen in der oberen Lage, verstärkt durch Sicherungstraversen, scheinen derart ausgeklügelt, dass es selbst den erfahrenen Ladungssicherungskolumnisten das Staunen ins Gesicht treibt.
Auch an den Ladungsschutz ist aus Loss-Prevention-Gesichtspunkten gedacht, wird doch schon von vorne, wiederum geschickt mit Direktsicherung und Umspannungen, die gesamte Ladung mit Planen abgedeckt. Wohl kaum, weil heftige Regenfälle zu erwarten sind, sehr wohl aber deswegen, weil der Fahrtwind über die Zeit eine erhebliche Menge an Ladung aus den Ladeeinheiten lösen könnte, dies gäbe bei der Ablieferung derselben eine Mindermenge, welches es dringend gilt zu verhindern. Im vorderen Bereich ist allerdings die Aerodynamik der Ladungskörperbildung ein wenig der räumlichen Nutzung zum Opfer gefallen. Gleichwohl schützt der Ladungsüberbau über der Fahrerkabine denselbigen vor zu intensiver Sonneneinstrahlung.
Abbildung 3 [Wolfgang Ehling]
Selbstverständlich sind Scheinwerfer, Bremsleuchten und Blinker, sogar das Nummernschild, eindeutig zu erkennen. Und auch für die Reinigung des Verladeplatzes bezüglich liegengebliebener Ladungsteile sind vierbeinige Reinigungskräfte eingeteilt, die schon während der Verladearbeiten akribisch damit beschäftigt sind, den Platz der Verladung von Ladungsresten zu säubern.
Manchmal lohnt eben der Blick rechts und links ein wenig weiter über den Tellerrand. Manchmal hilft es die eigenen Scheuklappen abzulegen, sich zu fragen, ob man bei allem Selbstverständnis, noch auf dem richtigen Wege ist.
Sollten Sie tatsächlich bis zu dieser Stelle weiter gelesen haben, wünschen die Ladungssicherungskolumnisten eine entspannte Weihnacht, ein friedvolles Fest, einen kritischen Blick auf das Wesentliche und vielleicht eine Briese Sarkasmus, um das nächste Jahr möglichst unbeschadet zu überstehen. Und bitte seien Sie vorsichtig bei der Verwendung von reibungserhöhendem Material. Dies behindert den guten Rutsch in ein hoffentlich noch ladungssicheres neues Jahr 2010.
Dem, der sich jetzt überlegt, ob er sich nicht diese Verladeart von irgendeiner Institution zertifizieren lassen könnte, sei gesagt, dass das was wir hier geschrieben haben nicht ganz ernst gemeint war.
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