Foto des Monats – Oktober 2006 | [English version] |
Abbildung 1 [Capt. Aaron Bar-Tor]
„Eine neue Form des Containerstrippings?“
Dem natürlichen Empfinden eines Praktikers geht die Nutzung eines 20′- Standardcontainers zum Transport von schweren Coils zuwider. Schwer ist ein Coil in diesem Zusammenhang, wenn es die Streckenlast des Containers überschreitet (vgl. Containerhandbuch Kapitel 4.2.1.3 Stauplanung). Hat ein Container einen Payload von 28.000 kg, so beträgt seine Streckenlast (nach Faustformel) 7.000 kg pro Meter. Bei dieser überschlägigen Rechnung ist die seitliche Lastverteilung noch nicht berücksichtigt.
Kommen also schwere Coils zur Verladung, würde ein Praktiker gerne einen geeigneten Container verwenden; am besten Flats mit Coilwanne oder zumindest Flats, die durch ihre generell höhere Streckenlast und ihre zur Lastverteilung nutzbaren Längsträger die Arbeit erleichtern. Im Containerhandbuch haben wir uns ausführlich diesem Thema gewidmet (siehe 5.2.14.2 Coils auf Coiltainern und zur Lastverteilung auf Flats 5.2.14.13 Brammen-Lastverteilung auf Flats).
Leider kollidieren die wirtschaftlichen Bestrebungen, alles „schlank“, ohne Umstände und damit preiswert zu realisieren, immer häufiger mit denen, die Verladung so einfach und sicher wie möglich zu machen. So kommt es dazu, dass Coils mit 10 und 20 t einfach in 20′- Standardcontainer hineingestellt werden. Ein bisschen Holz darunter (ggf. hat das Coil noch Glück und wird in die Mitte des Containers gestellt), schnell noch eine Niederzurrung (ladungssicherungstechnisch vollkommener Blödsinn) und, damit das Coil auch liegen bleibt, wird links und rechts noch ein Stück Holz untergenagelt. Schnell die Türen zu, damit die Katastrophe keiner sieht und ab dafür. Das Resultat ist auf dem Bild oben zu bewundern.
In der Transportwelt ist aber fast nichts unmöglich und so kann man schwere Coils, die eigentlich für den Transport mit 20′-Standardcontainern ungeeignet sind, auch bis zu einem gewissen Grad einer Eignung zuführen. Da sich in der Vergangenheit die Schäden durch wild gewordene Coils im Container häuften, hat sich Prof. Kapt. Kaps dem Thema der Lastverteilung und Sicherung der unterschiedlichsten Coils im Container gewidmet (Verladung und Transport von Coils in ISO-Containern). Seine 30-seitige Ausarbeitung im Containerhandbuch zeigt, was es alles zu beachten gilt, bevor man sich diesem schwierigen Thema stellt. Klar ist auf jeden Fall, dass ein Coiltransport im Standardcontainer nicht zum Nulltarif zu haben ist.
Wer schwere Coils im Standardcontainer transportieren will, der muss die komplexen Zusammenhänge verstehen und diese bei der Verladung berücksichtigen. Wer dies nicht tut, der gefährdet Menschenleben im Hafen, in Packstationen, auf der Straße und auf See. Auf Containerschiffen stehen solche Container an und unter Deck. Reißt sich ein derart schlecht gesichertes Coil im Container los und durchschlägt die Containerwand, dann kann es unter Deck aus der sechsten oder achten Lage (18 bis 20 Meter Höhe) auf den Doppelboden fallen. Dort lagert der Treibstoff des Schiffes. Haften wird derjenige, der den Container beladen hat bzw. die Verantwortung dafür trägt.
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