Arbeit mit dem SiLK – SicherheitsLeitfaden Kulturgut |
Erschütternde Bilder von einstürzenden Brücken kennen wir aus dem Gebiet der kalifornischen San-Andreas-Verwerfung, in Italien sind in den Gebirgsketten des Apennin ganze Dörfer zerstört worden und in Japan hat ein Erdbeben eine atomare Katastrophe ausgelöst.
Aber auch in Deutschland kann die Erde manchmal unruhig sein. Bei einem Blick auf die Gefährdungskarte des Deutschen Geoforschungszentrums zeigt sich, dass es auch bei uns Regionen gibt, die von Erdbeben betroffen sein können. Grund genug, auch in dieser Hinsicht einen Schutz für das uns anvertraute Kulturgut zu planen.
Beschäftigt man sich mit dem Schutz des Kulturguts vor Erdbeben, sind es vor allem die Gebäude, um die man sich kümmern muss. Das Stichwort ist hier „erdbebensicheres Bauen“, das heißt, dass die Gebäude so konstruiert sind, dass sie Bewegungen des Untergrunds aufnehmen können, ohne zu brechen, zu reißen oder gar einzustürzen.
Abb. 1 und 2: Durch Erdbeben zerstörte Gebäude in Izmit, Türkei, 1999. [Pierino Lestuzzi, SGEB-Erkundungsmission]
Auch gibt es Möglichkeiten, historische und/oder denkmalgeschützte Bestandsgebäude zu ertüchtigen; nicht nur um die Sammlungen zu schützen, sondern auch die wertvollen Gebäude an sich.
Zusätzlich zu den Gebäuden gilt der Lagerung und Verpackung der Objekte besonderes Augenmerk. Hier erzielen oft schon einfach Maßnahmen große Wirkung: Beispielsweise sollten Regale zum Schutz vor Umkippen mit der Wand verschraubt und Regalböden mit Schutzkanten oder Türen versehen werden, sodass Kartons und Objekte nicht herausrutschen können. Eigens verpackte Objekte sind bei einem Erdbeben zusätzlich vor Beschädigung und Verschmutzung geschützt. Größere Einzelobjekte können durch Befestigungen und/oder sturzdämpfende Fußbodenbeläge bzw. Polstermatten vor starken Schäden bewahrt werden.
Die genannten präventiven Maßnahmen gelten nicht ausschließlich für Häuser in Erdbebenzonen, sondern auch für Einrichtungen, die in (ehemaligen) Bergbaugebieten beheimatet sind oder in Regionen mit instabilen Untergründen, z. B. Sedimentbecken, liegen. Aber nicht nur Naturkatastrophen bringen die Erde zum Nachgeben – man denke nur an den Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009 im Zusammenhang mit Baumaßnahmen im Bereich des U-Bahn-Tunnels. Bei umfangreichen Bau- und Erdarbeiten in der Umgebung der eigenen Einrichtung sind Absprachen mit den zuständigen Stellen daher dringend erforderlich.
Aber in jedem Fall gilt: Die Sicherheit der Menschen geht vor! Für den Fall eines Erdbebens muss bei den Beteiligten Handlungssicherheit gegeben sein. Im Vorfeld sind Schutzkonzepte zu erarbeiten.
Alle diese Informationen und viele weitere Hinweise sowie die Möglichkeit zur Selbstevaluation bietet das Erdbeben-Kapitel des SiLK – SicherheitsLeitfadens Kulturgut mit seinem Einführungstext, dem interaktiven Fragebogen und dem weiterführenden Wissenspool.