Arbeit mit dem SiLK – SicherheitsLeitfaden Kulturgut |
Schadstoffe in der Luft bedrohen Sammlungsobjekte
Objekte in Sammlungen sind nicht nur von akuten Gefahren wie Brand oder Diebstahl gefährdet, sondern auch von einer Reihe „schleichender“ Gefahren. Dazu gehören die Luftschadstoffe, die unsichtbar und häufig auch geruchlos auf die Gegenstände einwirken. Sie führen – bei entsprechender Temperatur, Luftfeuchte und Strahlung – zu chemischen Reaktionen am Material und verändern dieses meist unwiederbringlich. Hierbei handelt es beispielsweise um Korrosionsvorgänge an Metallgegenständen. Sammlungsgegenstände aus organischen Materialien können auch selbst Schadstoffe abgegeben.
Abbildung 1: Angelaufenes Silberbesteck aufgrund schwefelhaltiger Verbindungen [Alexandra Jeberien]
Nicht selten wurden Museumsstücke, besonders solche aus Holz, in der Vergangenheit mit Insektiziden bzw. Fungiziden behandelt, die bis heute ausdünsten und auch unbehandelte Objekte in ihrer Umgebung schädigen. In diese Kategorie gehören auch alle behandelten Bauteile aus Holz wie Dachstühle, Fußböden und Treppenhäuser.
Abbildung 2: Sogenannter „Roter Zerfall“ durch Sulfide zerstört Lederobjekte [Alexandra Jeberien]
Alle genannten Stoffe sind nicht nur für Sammlungsobjekte gefährlich, sondern auch gesundheitsschädigend für Menschen, die mit ihnen umgehen oder sich in diesen Räumen aufhalten. Einen Sonderfall stellen ethnografische Gegenstände dar, die giftige Substanzen als Teil des Objekts enthalten. Dazu gehören z. B. mit Pflanzengiften versehene Pfeilspitzen.
Schadstoffe können also aus den verschiedensten Quellen kommen. Meist gelangen sie aus der Außenluft über Türen, Fenster und Lüftungsanlagen in die Gebäude oder sie wurden früher direkt auf Objekte aufgetragen. Eine weitere wesentliche Quelle sind die Materialien, die im Bau eingesetzt oder aus denen Regale, Schränke, Vitrinen und weitere Aufbewahrungsmöbel und Ausstattungselemente hergestellt wurden. Hier ist auf Zertifizierungen zu achten, um Materialien auszuwählen, die für die Verwendung im Zusammenhang mit Sammlungsgut geeignet sind.
Zusätzlich zu den Objekten in Museen, Archiven und Bibliotheken und zu den Sammlungsgebäuden kommen Objekte, die sich in Außenbereichen sowie Garten- und Parkanlagen befinden. Sie sind unmittelbar der Außenluft ausgesetzt, die Schwefel- und Stickstoffverbindungen sowie je nach Umgebungsbedingungen weitere Schadstoffe enthält.
Es gibt eine Reihe von Testverfahren, mit deren Hilfe sich feststellen lässt, ob in den Räumen der eigenen Einrichtung zu hohe Schadstoffwerte vorliegen. Testverfahren und Maßnahmen zur Prävention werden im Einführungstext zum Kapitel Schadstoffe des SiLK – SicherheitsLeitfadens Kulturgut eingehend beschrieben. Mithilfe des interaktiven Fragenbogens können Mitarbeiter in Einrichtungen feststellen, ob sie gut über das Thema Schadstoffe und entsprechende Testverfahren informiert sind und ob in der Einrichtung ausschließlich unbedenkliche Materialien verwendet werden. Weitere Informationen, z. B. zu den relevanten Normen, befinden sich im SiLK-Wissenspool Schadstoffe.