Foto des Monats – November 2006 | [English version] |
„Rollos libres“
„Der Freiheitsdrang von Papierrollen ist in der Fachwelt gefürchtet. Vollkommen unvermittelt und ohne erkennbaren Grund setzen sich diese bösartigen Dinger in Bewegung und trachten dem Fahrer nach dem Leben.“
So oder so ähnlich muss wohl im Umfeld der Verlader und Fahrer, die derartige Rollen so verladen, gedacht worden sein, als sie diese Bilder gesehen haben.
Abbildung 1 [Raymond Lausberg – Police Fédérale – WPR Battice]
Nach vorne muss Ladung mit 80 % ihres Eigengewichtes gesichert werden. Normalerweise hilft die Reibung dann wie selbstverständlich bei der Ladungssicherung. D.h. dann, dass man von 80% Sicherung nach vorne ca. 20 bis 30% (je nach Papier und Ladefläche) für die Reibung abziehen kann. Dann wird im Allgemeinen der Formschluss nach vorne (die Stirnwand) bewertet. Im Normalfall können für eine Stirnwand 5.000 daN Sicherungskraft veranschlagt werden.
Das bedeutet: 80% minus 30% ergeben 50% zu sichernde Ladungsmasse. Bei 24.000 kg müssen noch 12.000 kg (bzw. 12.000 daN, da es sich hier um Kräfte handelt) gesichert werden. Die Stirnwand übernimmt 5.000 daN, dann verbleiben für die Sicherung noch 7.000 daN. Für den Papiertransport werden auch Trailer mit leistungsfähigeren Stirnwänden eingesetzt. Das muss im Einzelfall geprüft werden. Werden unter dem Papier reibungserhöhende Materialien eingesetzt, lassen sich die Ladungssicherungsaufwendungen noch weiter reduzieren.
Zurück zu unseren tückischen Rollen.
Die Rollen rollen und haben dabei eine minimale Reibung (ca. ein 50zigstel ihrer Massenkraft). Das heißt im Klartext: Keine Reibung. Die Ladung rollt und wird bei einer Bremsung ungebremst (ohne Reibung) gegen die Stirnwand beschleunigt. Die Rollen waren nur mit Holzkeilen nach hinten „gesichert“, damit sie den Herrschaften die das Fahrzeug beladen haben nicht gleich wieder auf die Füße fallen. Nach vorne waren keinerlei Sicherungsmaßnahmen ergriffen worden, so musste die „arme“ Stirnwand der gesamten Ladung (24.000 kg x 80%) Stand halten. Das konnte sie nicht. Die Bewegungsenergie der Rollen wurde in verformende Energie umgesetzt, die die Stirnwand erheblich nach vorne ausbeulte.
Der Fahrer wird es ihr gedankt haben.
Abbildung 2 [Raymond Lausberg – Police Fédérale – WPR Battice]
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